Tel Aviv gerät erneut unter Beschuss
21. Dezember 2023Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, bekannte sich zu den Angriffen. Die militant-islamistische Palästinenser-Organisation hatte zuvor auch israelische Grenzorte in der Nähe des Gazastreifens beschossen.
Die Kassam-Brigaden sprachen in einer Stellungnahme von einer "Reaktion auf die zionistischen Massaker an Zivilisten" im Gazastreifen. Die Hamas wird von Israel, der EU, den USA und einigen arabischen Staaten als Terrororganisation gelistet.
Nach Darstellung der Hamas sind seit Kriegsbeginn mindestens 20.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Auslöser des Israel-Hamas-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Auf israelischer Seite sind mehr als 1200 Menschen getötet worden. Israel reagierte und reagiert mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive in dem Küstenstreifen. Ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht.
Chan Junis im Visier der Streitkräfte
Israel ordnete nach Angaben der Vereinten Nationen die Räumung von rund einem Fünftel des Gebiets der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens an. Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) erklärte, Israel habe Karten veröffentlicht, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets von Chan Junis neu als zu evakuierendes Gebiet markiert seien.
In dem Gebiet lebten vor Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas mehr als 110.000 Menschen. Außerdem befinden sich dort nach UN-Angaben 32 Notunterkünfte mit mehr als 140.000 Binnenflüchtlingen, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.
Betroffen von den Kämpfen ist nach Darstellung der Hamas auch der Grenzübergangs Kerem Schalom. Es sollen beim Beschuss des Grenzübergangs am Donnerstag mindestens vier Menschen getötet worden sein. Unter ihnen sei auch der Leiter des Kontrollpunktes, hieß es.
Versorgung bleibt trotz neuer Wasserleitung katastrophal
Nach wie vor große Sorgen bereitet die Versorgungslage im Gazastreifen, allerdings konnte die Trinkwasserversorgung etwas verbessert werden. So versorgt eine neue Pipeline den Gazastreifen aus Ägypten heraus mit Wasser. Wie die offizielle Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate (WAM) meldet, sollen täglich rund 2271 Kubikmeter Meerwasser aus dem Mittelmeer durch drei Entsalzungsanlagen aufbereitet werden. Dadurch könnten bis zu 300.000 Menschen im Gazastreifen mit Wasser versorgt werden.
Zum Vergleich: Der Wasserverbrauch in Berlin liegt bei rund 436 000 Kubikmetern pro Tag. Die Entsalzungsanlagen seien über eine 900 Meter lange Pipeline mit dem Gazastreifen verbunden, berichtet die WAM. Die Anlagen seien von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert worden.
Vor einigen Tagen hatte eine Delegation des UN-Sicherheitsrats den Grenzort Rafah besucht. Das Kinderhilfswerk UNICEF sprach von einer katastrophalen Wasserversorgung für Hunderttausende im Gazastreifen. Aus Verzweiflung würden Menschen aus unsauberen Quellen trinken. Viele könnten sich kaum noch waschen.
Krankheiten wie Durchfall und Hautinfektionen breiteten sich aus. Statt dem Minimum von sieben Litern pro Tag - für Trinken, Waschen, Kochen - hätten die Menschen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vielerorts nur weniger als zwei Liter zur Verfügung.
haz/kle/tl (dpa, afp, rtr)