"Teil der deutschen Identität"
27. Januar 2010"Die Verantwortung aus der Shoa ist und bleibt Teil der deutschen Identität", erklärte Horst Köhler am Dienstagabend bei einem Staatsbankett zu Ehren des israelischen Präsidenten Schimon Peres. Dabei betonte Köhler auch die "großen Fortschritte" in den deutsch-israelischen Beziehungen. "Wir verdanken sie mutigen Menschen, die bereit waren, über alles Trennende hinweg einander die Hand zu reichen", sagte der Bundespräsident.
Peres wird an diesem Mittwoch (27.01.2010) vor dem Bundestag eine Rede halten - es ist der Höhepunkt seines dreitägigen Staatsbesuchs in Deutschland. Der 86 Jahre alte Friedensnobelpreisträger will an die sechs Millionen Juden erinnern, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Auch Familienangehörige Peres' waren während der Nazi-Zeit in Konzentrationslagern ums Leben gekommen.
Vor genau 65 Jahren
...hatten sowjetische Soldaten die noch etwa 7000, zumeist schwer kranken Überlebenden des größten deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen befreit. 2005 war der 27. Januar von den Vereinten Nationen zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt worden. In Deutschland wird an diesem Tag seit 1996 alljährlich der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Initiative dazu gab der damalige Bundespräsident Roman Herzog.
Allein in Auschwitz und dem später im benachbarten Birkenau errichteten Vernichtungslager hatten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen ermordet. Die meisten Opfer waren europäische Juden. Doch auch Polen, sowjetische Kriegsgefangene, Sinti und Roma sowie Vertreter anderer Nationen starben dort qualvoll.
Holocaust-Überlebende in Armut
Die Jewish Claims Conference wies unterdessen auf die Armut vieler Holocaust-Überlebender hin. Viele der heute noch lebenden rund 500.000 jüdischen NS-Opfer führten ein Leben in Armut, Krankheit und Einsamkeit, erklärte Georg Heuberger, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland. Viele dieser Menschen seien nicht mehr in der Lage, ihren Alltag aus eigener Kraft zu bewältigen und benötigten Hilfe und Betreuung in ihrer häuslichen Umgebung.
Nach Angaben des jüdischen Dachverbandes leben 70.000 der in Israel wohnenden rund 200.000 Holocaust-Überlebenden unterhalb der Armutsgrenze. Auch die rund 120.000 jüdischen NS-Opfer in der ehemaligen Sowjetunion und Mittel- und Osteuropas lebten in Armut. Die Claims Conference unterstützt Programme der häuslichen Betreuung für bedürftige Holocaust-Überlebende in aller Welt.
Autor: Christian Walz (epd, dpa, apn)
Redaktion: Siegfried Scheithauer