Teenie-Star Lukas Rieger auf Europatournee
27. Februar 2018DW: Wie würden Sie den musikalischen Code Ihres neuen Albums "Code" beschreiben?
Lukas Rieger: Mein musikalischer Code ist eine Mischung aus dem, was ich gemacht habe in Amerika und dem, was ich hier in Deutschland eingefangen habe. Es ist schon noch Pop, aber es hat sehr viele Einflüsse von R&B, von The Weeknd, aber es gibt auch die Happy Vibe Songs, einer heißt zum Beispiel "Never be this young", der ist eher "happy", aber es gibt auch andere, die "deeper" sind. Es ist eine Mischung aus "happy" und aus "deep" Pop.
Wie hat sich Ihre Musik seit Ihrem ersten Album verändert?
Meine Musik ist sehr viel erwachsener geworden, glaube ich. Ich weiß jetzt besser, was ich rüberbringen will. Beim ersten Album habe ich zwar auch für mich gearbeitet, aber die Amerikaner (das erste Album, "Compass", wurde von einem US-amerikanischen Team produziert, Anm. d. Redaktion) haben mir viel vorgegeben. Bei "Code" war ich 100 Prozent am Prozess beteiligt, bei den Amerikanern war ich zwar mittendrin, wurde aber auch ein bisschen rausgehalten. Wir haben ein großes Team gehabt, aber es waren zwei Hauptproduzenten dabei, mit denen ich immer sprechen konnte, da haben wir einen guten Vibe gefunden und es hat sehr gut geklappt.
Was sind die Hauptthemen, die Sie bewegen?
Es sind einmal die Medien, die Scheinwelt der Nachrichten, auch der Schlagzeilen über mich. Aber es gibt auch die andere Seite, es gibt natürlich auch Songs über Mädchen. Aber ich wollte mehr von mir erzählen, von mir als Künstler.
Wie schaffen Sie es, in so jungen Jahren mit Ruhm umzugehen?
Ich glaube, mit so einem großen Bekanntheitsgrad umzugehen, ist am Anfang ungewohnt, egal wie alt man ist. Aber meine Familie kann mich auf den Boden zurückholen. Die gehen zur Arbeit und leben ein normales Leben. Wenn ich aus Berlin zurückkomme, holen sie mich ins Leben zurück.
Es gibt ja Beispiele wie Michael Jackson, Britney Spears oder Macaulay Culkin, der Darsteller von "Kevin allein zu Haus", die mit dem Ruhm nicht klar gekommen sind. Haben Sie Angst abzustürzen?
Ich habe keine Angst abzustürzen. Ich habe ein großes Team, das auf mich aufpasst. Ich trinke keinen Alkohol, ich nehme keine Drogen. Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Und ich habe auch keine Lust, damit in Kontakt zu kommen. Ich sehe ja bei vielen Stars, wie das enden kann. Wenn ich diese Bilder sehe, dann nimmt mir das jegliche Motivation, Drogen auch nur auszuprobieren.
Warum nehmen Sie den Umweg und singen auf Englisch statt auf Deutsch?
Für mich ist das kein Umweg! Für mich ist Englisch direkter als Deutsch. Auch wenn Deutsch meine Muttersprache ist, fühle ich Deutsch nicht so wie Englisch. Ich hatte schon immer einen engen Bezug zur englischen Sprache: Meine Mutter ist Englisch- und Musiklehrerin, in Los Angeles habe ich Englisch gesprochen. Ich wollte immer auf Englisch singen und nicht auf Deutsch. Das ist das, was ich immer machen wollte und kein Umweg.
Jetzt die Europa-Tournee - peilen Sie eine internationale Karriere an?
Ich möchte mit meiner Musik auf jeden Fall international erfolgreich werden. Ich gehe neben Deutschland und der Schweiz jetzt auch auf Tournee nach Paris und nach Polen. Paris und Warschau sind zwei wichtige Stationen für mich, um rauszukommen nach Europa.
Was kommt auf der Tour auf uns zu, und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ich bin gerade jeden Tag in Berlin, um mich gesanglich und auch tänzerisch vorzubereiten. Ich habe noch eine neue Tanzcrew an meiner Seite. Ich übe jeden Tag die Choreographien. Die Tour wird sehr krass werden. Wir haben ein neues Bühnenbild, und wir spielen mit einer noch größeren Crew auf der Tour.
Sie sind noch sehr jung, aber schon sehr erfolgreich. Was haben Sie noch für Ziele?
Das größte Ziel von mir ist es, einmal im Madison Square Garden in New York zu spielen. Es ist egal, wie lange es dauert, bis ich das schaffe, aber ich werde so lange arbeiten, bis es mir gelingt.
Was sagen Sie Kritikern, wenn sie sagen, der ist ja noch so jung und es mangelt ihm an Lebenserfahrung. Worüber soll der schon singen?
Ich glaube, es gibt immer Themen, über die man singen kann. Auch mit zehn Jahren hat man schon Sachen erlebt und mit 18 Jahren oder 30 Jahren auch. Es ist einfach falsch, zu sagen, man habe keine Lebenserfahrung. Natürlich nicht so viel wie Ältere, aber das ist ja auch logisch.
Ihre Fans werden jetzt gewissermaßen mit Ihnen erwachsen. Geschmack kann sich verändern, das hat man bei Tokio Hotel gesehen, die viele Fans verloren haben. Haben Sie auch Angst davor, dass der Erfolg enden kann?
Das ist ein schnelllebiges Leben. Es ist immer ein Mix, und es gibt welche, die bleiben. Es ist nicht schlimm, wenn einer sagt, ich mag dich dieses Jahr nicht so. Wer mich begleiten möchte, begleitet mich. Ich möchte einfach mein Ding machen.
Welche Rolle haben die sozialen Medien für Ihre Karriere gespielt?
Ohne Social Media wäre ich nicht da, wo ich bin. Ich glaube, dass die Social-Media-Fans das größte Geschenk waren für mich. Ich mache so oder so Musik, aber dass die Leute das mögen, das ist das Größte für einen Musiker.
Was geht in einem Künstler vor, wenn solche Fanmassen auf einen warten, wenn ein Notarzt gerufen werden muss, weil Fans zusammenbrechen?
Wenn Fans umkippen oder Sanitäter kommen müssen, dann ist das für mich ein Schockmoment. Das erste Mal war ich so geschockt, dass ich gar nicht wusste, was ich jetzt machen sollte. Ich wollte nur eine Autogrammstunde abhalten oder ein Konzert singen. Ich habe dann meinen Securitymann gefragt: 'Was ist da los?' Die haben dann geantwortet: 'Es ist nicht deine Schuld'. Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es Leute gibt, die auf meine Fans aufpassen, darauf achten, dass sie "safe" sind.
Das Gespräch führte Benedikt Amara.
Er isst lieber Pizza als Burger, sein erstes Haustier war ein Hamster namens Cleo und seine aktuelle Lieblingsserie heißt "Riverdale". Lukas Rieger, geboren am 3. Juni 1999 im niedersächsischen Lehrte, hat sich ganz nach oben gekämpft. 2014 nahm er an der Castingshow "The Voice Kids" teil, bei der er zwar ausschied, aber in den sozialen Netzwerken beharrlich eine Fangemeinde aufbaute. In den Medien wird der Sänger gerne auch als "deutscher Justin Bieber" bezeichnet. Nach "Compass" von 2016 ist "Code" sein zweites Album, erschienen am 16. Februar 2018. Jetzt startet Rieger eine Europa-Tournee mit 15 Shows.