Tebartz-van Elst kehrt nicht zurück
26. März 2014Nun ist es amtlich: Bischof Tebartz-van Elst hat beim Bauprojekt auf dem Limburger Domberg systematisch zu niedrige Kosten angegeben, Kontrollen verhindert und kirchliche Vorschriften umgangen. Das geht aus dem Abschlussbericht der Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz hervor. "Dem geltenden Recht wurde in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen", heißt es dort. So habe er selbst dem von Papst Franziskus entsandten Kardinal Giovanni Lajolo bewusst falsche Zahlen genannt.
Diese Vorwürfe im Prüfbericht weist Tebartz-van Elst zurück: Bei dem Treffen mit Lajolo habe ihm die "differenzierte Gesamtsummenrechnung" noch gar nicht vorgelegen. Auch habe er nicht die Mitwirkungsrechte der Kontrollgremien missachtet, so Tebartz-van Elst. Die Schuld trüge sein damaliger Generalvikar Franz Kaspar.
Freiwilliger Amtsverzicht?
Dass Tebartz-van Elst aus freiem Willen seinen Rücktritt einreichte, ist daher kaum anzunehmen. In der vatikanischen Erklärung heißt es, man habe den Prüfbericht zu dem umstrittenen Bau "eingehend studiert". In Limburg sei eine Situation entstanden, die eine "fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst verhindere.
Der Limburger Bischof war wegen des Bauvorhabens schon vor einem Jahr in die deutschen Schlagzeilen geraten. Zuletzt wurden die Ausgaben für den neuen Amtssitz mit rund 31 Millionen Euro beziffert - zehn Mal mehr als ursprünglich veranschlagt. Grund dafür waren luxuriöse Sonderwünsche des Bischofs.
Neubeginn
Die Amtsgeschäfte in Limburg wird vorläufig der derzeitige Paderborner Weihbischof Manfred Grothe übernehmen. Er war Vorsitzender der Limburger Untersuchungskommission. Papst Franziskus rief die Gläubigen im Bistum auf zu helfen, ein "Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung" herzustellen.
Hochrangige Kirchenvertreter reagierten erleichtert auf die Entscheidung. "Es ist gut," sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, "dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet und einen Aufbruch und Neubeginn möglich macht." Für diesen Neubeginn seien "Bereitschaft zur Versöhnung, neues Vertrauen und die Kraft des Gebetes notwendig", so Marx.
Aufatmen in Limburg
Ähnlich äußerte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker: Papst Franziskus habe in Limburg "einen wirklichen Neuanfang" ermöglicht. Becker wünscht, dass die Limburger Diözese nun "in ruhigeres Fahrwasser" gerate.
Große Erleichterung ist auch in Limburg zu spüren: "Es geht ein Aufatmen durch das Bistum", sagte der Sprecher des dortigen Priesterrats, Reinhold Kalteier. Die Zeit des Wartens und der Ungewissheit, ob Tebartz-van Elst zurückkomme, sei fast unerträglich gewesen. Auch die Präsidentin der Limburger Diözesenversammmlung, Ingeborg Schillai, hält die Papst-Entscheidung für richtig. "Nun müssen wir gemeinsam nach vorne schauen."
Signalwirkung für die ganze Kirche
Positive Reaktionen kommen auch von den Laienverbänden. Für den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hat die Entscheidung "große Bedeutung". Es sei "sehr wichtig, aus den Erfahrungen in der Diözese Limburg auch die notwendigen Konsequenzen für die Kirche in ganz Deutschland" zu ziehen. Das gelte besonders für die Transparenz der Kirchenfinanzen und die Arbeit der kirchlichen Kontrollgremien.
Auch die Reformbewegung "Wir sind Kirche" fordert Konsequenzen aus dem Fall Tebartz-van Elst: "Es geht jetzt darum, aus dem Konflikt in Limburg zu lernen, denn die heutige Entscheidung wird und muss Signalwirkung für die ganze Kirche haben - nicht nur in Deutschland."