Kampf gegen Waldbrände in Sibirien
3. August 2019Allein in der Region Irkutsk am Baikalsee wollten 4500 Freiwillige mit Feuerlöschern verhindern, dass die Brände auf Siedlungen übergriffen, teilten die Behörden mit. In den kaum zugänglichen Gebieten gestalteten sich die Löscharbeiten äußerst schwierig: 121 Siedlungen lägen in einer Zone, wo der gesundheitsschädliche Rauch besonders stark sei. Laut der Forstverwaltung haben die Feuer mittlerweile eine Fläche von rund drei Millionen Hektar vernichtet. Das entspricht etwa der Größe Nordrhein-Westfalens.
An diesem Samstag zählten die Behörden noch 174 Waldbrände auf einer Fläche von etwa 125.000 Hektar. Die meisten Feuer wüten in den Regionen Irkutsk und Krasnojarsk. Auch das russische Militär unterstützt die Löscharbeiten. Experten zufolge ist der Einsatz von Löschflugzeugen jedoch nicht immer wirksam. Aus großer Höhe gelinge es oft nicht, die Brandherde zu treffen. Außerdem verdunste bei den Löschversuchen viel Wasser.
Auch Ökologe Johann Georg Goldammer vom Max-Planck-Institut für Chemie an der Universität Freiburg hält im Gespräch mit der DW die Löscharbeiten für sehr schwierig. Die notwendigen Ressourcen seien - ähnlich wie in Nordamerika, wo es derzeit ebenfalls viele Waldbrände gibt - nicht vorhanden.
Experten schätzten den Schaden in der auch für das Weltklima wichtigen Taiga auf 2,4 Milliarden Rubel (mehr als 33 Millionen Euro). Zudem gebe es erhebliche Folgen für die Gesundheit der Bewohner. Die dort lebenden Menschen leiden seit Tagen unter den Auswirkungen der Brände und klagen wegen des giftigen Rauchs über Kopfschmerzen und Atemnot.
Warnungen seit Jahren ignoriert
In Sibirien gibt es im Sommer immer wieder Wald- und Steppenbrände. Sie fallen diesmal aber heftiger aus als in den Vorjahren. Zum einen herrschen große Trockenheit und Hitze. Zum anderen zünden Russen traditionell im Sommer zu Tausenden trotz Warnschildern Lagerfeuer an, die dann außer Kontrolle geraten.
Ökologe Goldammer warnt seit über 25 Jahren vor Waldbränden in dieser Größenordnung. "Viel zu lange hat die Politik unsere Warnungen ignoriert", beklagt er im DW-Interview. Für die Zukunft prognostiziert er immer heftigere Brände. "Wie nennen wir das nächste Zeitalter? Da gibt's noch keine Einigkeit. Wir in unserer Community wissen schon, wie das nächste heißt: Pyrozän, das Zeitalter des Feuers."
sth/jj (dpa, dw)