Proteste gegen sexuelle Belästigung in Chile
17. Mai 2018In Chile haben Tausende Frauen gegen sexuelle Belästigung und Missbrauch demonstriert. Nach Angaben von Studentenorganisationen beteiligten sich rund 150.000 Menschen an den Protesten unter dem Motto „Gegen Macho-Gewalt und sexistische Bildung“ in der Hauptstadt Santiago. Auch in anderen Städten des Landes fanden Kundgebungen statt.
Die Demonstrantinnen riefen "Nein heißt Nein"
Die Teilnehmer waren überwiegend Frauen, einige von ihnen demonstrierten mit nackten Oberkörpern und verhüllten Gesichtern. Zu Trommelklängen riefen Demonstrantinnen "Nein heißt Nein", auf Plakaten waren Forderungen nach einer "nicht-sexistischen Erziehung" und für ein Ende sexueller Gewalt an Universitäten und Schulen zu lesen. Vereinzelt kam es am Rande der Veranstaltung zu Zusammenstößen mit der Polizei, überwiegend blieben die Proteste friedlich.
Seit Mitte April entsteht in Chile eine #metoo-Protestbewegung gegen sexuelle Gewalt und Missbrauch. Einen ersten Anstoß hatte ein mutmaßlicher Fall von sexueller Belästigung an einer Universität gegeben, gegen den sich Studenten mehrerer Hochschulen solidarisierten. Ende April erschütterte die Geschichte eines 20 Monate alten Mädchens das Land, das nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung gestorben war.
Chiles Staatsanwaltschaft zählt neun Prozent mehr Missbrauchsfälle
Laut einer Studie der chilenischen Staatsanwaltschaft wurden im vergangenen Jahr neun Prozent mehr Fälle von Gewalt gegen Frauen bekannt. Mehr als die Hälfte der Opfer in 22.500 registrierten Missbrauchsfällen waren Kinder und Jugendliche.
de/sam (afp, epd)