Tausende fliehen vor den lodernden Flammen
7. August 2021Wegen der seit Tagen andauernden heftigen Waldbrände sind in Griechenland Tausende Touristen und Bewohner in Sicherheit gebracht worden. Nördlich von Athen breitete sich das Feuer Richtung Osten aus bis zum Marathon-See, dem größten Wasserreservoir der Hauptstadt. Die Autobahn, die Athen mit dem Norden des Landes verbindet, blieb vorsorglich gesperrt, nahe gelegene Flüchtlingslager wurden evakuiert.
Auf der großen Insel Euböa wurden in der Nacht zu Samstag mehr als 1300 Menschen mit Fähren aus dem von Flammen umgebenen Küstenort Limni gebracht. Auf der Halbinsel Peloponnes brannten Hunderte Hektar östlich der antiken Stätte von Olympia sowie in den Regionen Magne und Messinia. Mehr als 5000 Einwohner und Touristen waren gezwungen, vor dem Feuer in Magne zu fliehen. Bürgermeisterin Eleni Drakoulakou schätzte, dass 50 Prozent der Fläche im östlichen Teil dieser bergigen und touristischen Region von den Bränden betroffen sind.
"Albtraumhafter Sommer"
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis versprach eine rasche Wiederaufforstung der verbrannten Waldgebiete. "Wenn dieser albtraumhafte Sommer zu Ende ist, werden wir alle Schäden so schnell wie möglich beheben", sagte er im Hauptquartier der Feuerwehr in Athen. Nach ersten Schätzungen liegt im ganzen Land eine Fläche von mindestens 60.000 Hektar in Schutt und Asche.
Deutschland bot Griechenland indessen aktive Hilfe an. Wie ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin mitteilte, wollen Feuerwehrkräfte aus mehreren Bundesländern und das Technische Hilfswerk die Waldbrandbekämpfung unterstützen. Demnach machten sich 44 Feuerwehrfahrzeuge mit 216 Feuerwehrleuten über Land auf den Weg. Sie wollen den Einsatzort bei Athen in drei bis vier Tagen erreichen.
Mit Feuerzeugen und Benzin im Park
Am Freitag waren im Norden Athens zwei Menschen durch die Flammen ums Leben gekommen. Die Polizei nahm inzwischen einen 43-Jährigen wegen mutmaßlicher Brandstiftung in Krioneri, einem Vorort der Hauptstadt, fest. In einem Athener Park wurde eine Frau gefasst, die zwei Feuerzeuge, Benzin und brennbare Materialien bei sich trug.
Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erlebt Griechenland derzeit eine außergewöhnliche Hitzewelle - ebenso wie die Türkei, wo aber in der südwestlichen Provinz Antalya und auch in der am stärksten von den Bränden betroffenen Stadt Manavgat zuletzt starker Regen fiel. Die Feuer in der Provinz konnten nach Behördenangaben unter Kontrolle gebracht werden.
In der Touristenhochburg Mugla ist die Lage jedoch nach wie vor ernst, für mindestens drei Stadtteile wurde eine Evakuierung angeordnet. In 47 der 81 türkischen Provinzen brachen bislang mehr als 200 Brände aus, wie der Minister für Landwirtschaft und Forsten, Bekir Pakdemirli, auf Twitter mitteilte. Demnach lodern weiterhin noch 13 Brände in fünf Provinzen. Mindestens acht Menschen kamen bislang in den Flammen ums Leben.
Feuer wüten auch in Sibirien
Derweil nimmt die Waldbrandsituation in Russland immer dramatischere Ausmaße an. Im flächenmäßig größten Land der Erde meldeten die Behörden am Samstag mehr als 250 Brände mit einer Gesamtfläche von mehr als drei Millionen Hektar. Löscharbeiten liefen bei 180 Feuern mit einer Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar, teilte die für den Forstschutz zuständige Behörde Avialesoochrana mit. Vor allem betroffen war die sibirische Region Jakutien im Nordosten Russlands.
jj/haz/kle (dpa, afp, rtr)