DW: Gefällt es Ihnen hier im Kiefernwäldchen?
Andreas Bolte: Ja, sehr schön.
…und es rauscht.
Das ist auch etwas, was diese Kiefernwälder ausmacht. Dieses Rauschen der Kronen.
Aber wird man das noch in 500 Jahren erleben können, wenn der Klimawandel richtig zugeschlagen hat und es hier wärmer und trockener geworden ist? Wird die Kiefer überleben?
Das ist eine gute Frage. Ich bin kein Hellseher, aber die Kiefer hat bestimmte Eigenschaften, die sie relativ unempfindlich machen gegenüber dem Klimawandel. Diese Eigenschaften verschaffen ihr bestimmte Vorteile gegenüber anderen Baumarten: Sie ist eine an Trockenheit angepasste Art. Unsere Hauptbaumarten in Deutschland sind Fichte, Buche, Eiche und die Kiefer. Speziell die Fichte hat mehr Probleme. Sie braucht ein feuchtes Klima und wir erleben jetzt schon, dass die Fichte durch Borkenkäfer, aber auch durch Stürme zunehmend in die Defensive gerät.
Solche Kiefernplantagen hat man angelegt, um möglichst schnell viel Holz zu produzieren. Würde man das heute noch so machen?
Nein, heutzutage sind diese Bestände, die sogenannten Reinbestände, nicht mehr in Mode. Zum einen liegt das einfach daran, dass man weniger in die Wälder eingreifen will, und zum anderen will man gemischte Wälder erzeugen. Das ist auch eine Art Lebensversicherung: Weil man nicht genau weiß, wie sich der Klimawandel vollzieht, versucht man mehrere Baumarten miteinander zu mischen, gestufte Bestände zu erzeugen. Die sind dann letztendlich, in der Summe, angepassteran den Klimawandel und die unterschiedlichen Einflüsse, die dadurch entstehen.
Meint das, irgendeine der Baumarten wird schon überleben?
Genau, man mischt zwei, drei Baumarten. Wenn eine Baumart durch einen Schädling ausfällt oder durch Stürme vernichtet wird, dann können andere Baumarten den Platz übernehmen.
Aber das klingt danach, als ginge es auch heute immer noch darum, Bäume zu haben, die möglichst schnell wachsen, die viel Holz liefern. Steht der ökonomische Aspekt im Vordergrund?
Nein, das würde ich so nicht sehen. Es ist im Grunde eine ausgeglichene Betrachtung. Ich denke, beides ist wichtig. Wir brauchen eine gemeinsame Betrachtung von Ökonomie und Ökologie. Wir speichern ja mit den Wäldern erhebliche Mengen an Kohlenstoff und schützen damit das Klima. Wir brauchen produktive Wälder. Produktive Wälder bedeuten ökonomische Vorteile,aber auch Vorteile für den Klimaschutz durch die erhöhte Kohlenstoffspeicherung.
Und dafür sind die Wälder immer noch ganz entscheidend. Ohne Wälder können wir unser Klima nicht retten.
Ich würde nicht sagen, dass die Wälder die alleinige Lösung sind für unser Klimaproblem. Dazu sind einfach die Emissionen weltweit viel zu hoch. Das können Wälder im Grunde nicht leisten. Aber die Erhaltung von vitalen und produktiven Wäldern liefert einen Baustein dazu, dass wir mit dem Klimaschutz vorankommen und wir den Klimawandel möglicherweise in den Griff bekommen können.
(Interview: Ingolf Baur)