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Taliban schicken gezielt Kinder in den Kampf

17. Februar 2016

In ihrem Feldzug gegen Regierung, Polizei und Soldaten in Afghanistan schrecken die militanten Islamisten vor nichts zurück. Seit dem vergangenen Jahr werden nun bewusst auch Kinder rekrutiert - in Religionsschulen.

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Kinder mit Waffen (Foto: AFP)
Bild: T. Mahmood/AFP/Getty Images

Allein im umkämpften Bezirk Tschardara der Provinz Kundus sind 2015 mindestens 100 Kinder rekrutiert und als Kämpfer missbraucht worden, wie aus einem von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) veröffentlichten Bericht hervorgeht. In Kundus war bis vor zwei Jahren noch die Bundeswehr stationiert. Im vergangenen September hatten die Taliban die Stadt vorübergehend fast vollständig besetzt. Die Radikalislamisten kontrollieren immer noch weite Teile der gleichnamigen Provinz Kundus.

In Religionsschulen militärisch getrimmt

Kundus war ein Schwerpunkt der Recherchen der Menschenrechtler. Danach benutzen die Aufständischen zunehmend Religionsschulen für das militärische Training von Kindern. Ihnen wird dort beigebracht, mit Waffen umzugehen, Bomben zu bauen und zu legen. Vor allem arme Familien schicken ihre Kinder in diese Schulen, weil sie die Ausgaben für Essen und Kleidung übernehmen.

Die Indoktrinierung beginnt laut Human Rights Watch schon bei den Sechsjährigen. Die meisten Kindersoldaten seien 13 bis 17 Jahre alt. Die UN-Sonderbeauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Leila Zerrougui, wies allerdings auf Berichte hin, nach denen die Taliban in Kundus auch Zehnjährige in den Kampf schickten.

Kinder mit einem Gewehr (Foto: Getty)
In Religionsschulen werden Kinder gezielt mit Waffen vertraut gemachtBild: Getty Images/Scott Olson

Jeder vierte Tote oder Verletzte ein Kind

Die Rekrutierung von Kindern ist nach internationalem Recht verboten. "Die offensichtliche Strategie der Taliban, zunehmend Kinder in die Schlacht zu werfen, ist so zynisch und grausam wie gesetzeswidrig", sagte die bei HRW für Afghanistan zuständige Expertin Patricia Gossman. Afghanische Kinder sollten in der Schule und zu Hause bei ihren Eltern sein, nicht "für den Aufstand der Taliban als Kanonenfutter ausgebeutet werden".

Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen ist die Zahl der Kinder, die dem Krieg in Afghanistan zum Opfer fielen, im vergangenen Jahr um 14 Prozent gestiegen. Jeder vierte Tote oder Verletzte ist danach ein Kind.

se/pg (epd, dpa)