Taliban-Angriff auf Polizeistation
5. Mai 2019Ein Selbstmordattentäter hatte vor dem Gebäude in der Provinzhauptstadt Pol-e Chomri ein mit Bomben beladenes Fahrzeug gesprengt. Bewaffnete stürmten anschließend die Polizeieinrichtung. Dabei wurden mindestens 22 Menschen getötet und 64 verletzt. Viele der Verletzten seien Sicherheitskräfte, teilte die Gesundheitsbehörde in Baglan der Deutschen Presse-Agentur mit. Unter den Toten seien auch vier Angreifer. Die radikal-islamischen Taliban reklamierten die Tat anschließend für sich.
Der Anschlag folgt einer Erklärung der Loja Dschirga, in der die Große Ratsversammlung am Freitag einen umfassenden Waffenstillstand zwischen Regierung und Taliban gefordert hatte. Dieser sollte mit dem Fastenmonat Ramadan beginnen, der voraussichtlich am Montag anfängt. Die Taliban kündigten dagegen an, ihren Dchihad auch während des Fastenmonats weiterführen zu wollen.
Die Loja Dschirga war einberufen worden, um einen nationalen Konsens über den Weg zu Frieden und eine Verhandlungsgrundlage für etwaige Gespräche mit den Taliban zu schaffen. Bei den Taliban-Gegnern in der Regierung, Opposition und Zivilgesellschaft herrschte darüber Uneinigkeit. Allerdings boykottierten mehrere namhafte Politiker und Präsidentschaftskandidaten die Loja Dschirga, darunter der Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah.
Schritt zurück in Richtung Frieden
Weitere Forderungen der Delegierten der Loja Dschirga waren die Beschleunigung des Friedensprozesses, der Erhalt starker Sicherheitskräfte, die Vorbereitung für die Öffnung eines politischen Büros der Taliban in Afghanistan oder die Einsetzung eines inklusiven und für alle Afghanen repräsentativen Verhandlungs-Teams für mögliche Friedensgespräche. Bisher weigern sich die Taliban, offizielle Gespräche mit der Regierung aufzunehmen. Sie sprechen allerdings mit den USA über eine politische Beilegung des Konflikts.
Präsident Aschraf Ghani, der an der Abschlusszeremonie teilgenommen hatte, erklärte, er sehe die Deklaration als Fahrplan und Aktionsplan für die Regierung. Ein Waffenstillstand sei aber keine einseitige Angelegenheit. Sollten die Taliban dazu bereit sein, könne man über Details einer Waffenruhe sprechen. Als Zeichen des guten Willens sei geplant 157 inhaftierte Taliban freigelassen.
Allerdings bleibt mit dem jüngsten Selbstmordattentat in Baglan der Wunsch Vater des Gedankens. Die friedliche Lösung des Konflikts zwischen afghanischer Regierung und den Taliban hat einen weiteren Rückschlag erlitten.
hf/uh (dpa, afp)