Taliban greifen Geheimdienstbasis an
21. Januar 2019Dieses Mal überfielen Taliban-Kämpfer ein Übungszentrum des Geheimdienstes in der zentralafghanischen Provinz Wardak. Nach Angaben der Provinzbehörden wurden mindestens 60 Sicherheitskräfte getötet. Es könnten sogar bis zu 130 Menschen ums Leben gekommen sein, so ein Provinzrat. Als Grund für diese große Differenz bei den Opferzahlen führte er an, dass andere Behörden das wahre Ausmaß verschwiegen.
Ein Selbstmordattentäter hatte in den Morgenstunden zunächst eine Autobombe in der Nähe der Basis rund 50 Kilometer südlich von Kabul gezündet. Anschließend stürmten mehrere Angreifer den Stützpunkt. Rund 150 Spezialkräfte des Geheimdienstes NDS sollen sich in der Basis befunden haben. Die Taliban reklamierten den Anschlag später für sich.
Die Islamisten-Miliz greift seit Monaten gezielt Militär und Polizei in Afghanistan an. Aus Militärkreisen heißt es, täglich kämen rund 35 Sicherheitskräfte bei Angriffen und Gefechten ums Leben.
Die USA versuchen derweil, den langjährigen Konflikt über Verhandlungen zu lösen. Ziel ist, dass die Taliban und die Regierung in Kabul Friedensverhandlungen aufnehmen. Bislang weigern sich die Islamisten. Sie bezeichnen die Regierung als "Marionetten" Washingtons. Seit Juli fanden im Golfemirat Katar mehrere Gesprächsrunden zwischen US-Vertretern und Unterhändlern der Taliban statt. Ein weiteres Treffen, dass zunächst für Mitte Januar angesetzt war, kam derweil an diesem Montag zustande.
Hauptforderung der Taliban ist der Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Vergangene Woche hatten sie damit gedroht, die Verhandlungen zu verlassen und warfen Washington vor, die Agenda einseitig zu erweitern.
Zur Zeit befinden sich etwa 14.000 US-Soldaten im Land. Laut einem Bericht der Denkfabrik RAND, die dem Pentagon nahesteht, hätte ein kompletter oder fast vollständiger Abzug der US-Truppen ohne damit zusammenhängendem Friedensschluss enorme Folgen für das Land. Andere NATO-Länder würden das Land ebenfalls verlassen, heißt es in dem Bericht. Die Regierung in Kabul würde Einfluss und Legitimität verlieren.
Die Verantwortung für die Sicherheit würden zunehmend regionale Milizen und lokale Kriegsherren übernehmen. Die Taliban würden zudem das Interesse daran verlieren, in Friedensverhandlungen einzutreten. Als Folge würde Afghanistan in einen Bürgerkrieg versinken, die Zahl der zivilen Kriegsopfer stark ansteigen und Fluchtbewegungen zunehmen.
uh/kle (dpa, rtr, ap, afp)