Taliban auf dem Vormarsch: Die Angst geht um
Nach dem Abzug der NATO-Truppen erobern die Taliban in Afghanistan immer mehr Gebiete zurück. Die Lage spitzt sich weiter zu. Insbesondere die ehemaligen Ortskräfte der NATO-Truppen fürchten um ihr Leben.
Trauriger Triumph
Taliban-Kämpfer stehen auf einem Polizeiauto in Kandahar: Auch die zweitgrößte Stadt Afghanistans wurde in den vergangenen Tagen von der militant-islamistischen Gruppe eingenommen. Neben weiteren Einrichtungen wurden auch das Büro des Gouverneurs und die örtliche Polizeistation unter ihre Kontrolle gebracht.
Tor nach Pakistan geöffnet
Viele Afghanen sind bereits geflohen. Pakistan hat seinen Grenzübergang in Chaman für die im Grenzgebiet gestrandeten Menschen geöffnet. Ende Juli verkündete die pakistanische Regierung noch, dass das Land nicht bereit wäre, weitere Flüchtlinge aufzunehmen.
Bürgerkrieg wieder im vollen Gange
Es war abzusehen, und die Befürchtungen sind eingetroffen: Nach dem Abzug der internationalen Streitkräfte ist der Bürgerkrieg zwischen den Taliban und den afghanischen Sicherheitskräften vielerorts wieder neu entfacht. Es gibt Kämpfe im ganzen Land, auch mit schweren Waffen.
Herat und Helmand unter Taliban-Kontrolle
Neben Kandahar gerieten auch die strategisch wichtigen Provinzen Herat und Helmand unter die Herrschaft der Taliban. Nun rücken die Islamisten mit ihren Eroberungen an die Hauptstadt Kabul heran.
Suche nach Unterkünften
Die vor den Taliban geflüchteten Menschen anderer Provinzen strömen in die Hauptstadt Kabul. Zunächst wurden viele von ihnen in einem provisorischen Flüchtlingslager im Share-e-Naw-Park untergebracht, von dort aus werden sie nun auf umliegende Schulen und Moscheen verteilt. Manche kommen in provisorischen Flüchtlingslagern unter.
Mit aller Macht
Die Angriffe der Taliban treffen auch und vor allem die Zivilbevölkerung, wie hier in Lashkar Gah, einer Stadt südlich von Kabul: Bei einem Luftangriff wurden ein Krankenhaus und eine Schule zerstört. Zivilisten werden vertrieben, als menschliche Schutzschilde missbraucht, verletzt - und viele sterben.
Wer kann, der flieht
Insbesondere für die ehemaligen Ortskräfte der NATO spitzt sich die Lage zu. Sie befürchten Rache-Anschläge durch die Taliban und versuchen, sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Viele haben einen Ausreiseantrag gestellt. Rücken die Taliban vor, wird nur noch das nötigste zusammengepackt und raus – oft auch mitten durch den Frontverlauf.
Eroberung von Kundus
Die Kämpfe in Kundus hatten die Taliban am Wochenende ebenfalls für sich entschieden, sie besetzten auch hier das Gouverneurs-Büro und das Polizeihauptquartier. Viel Infrastruktur der Stadt wurde zerstört - so wie hier eine Ladenzeile in Kundus.
Ein Symbol des Scheiterns
In Kundus weht die Flagge der Taliban, ein Symbol des Scheiterns der westlichen alliierten Truppen im Kampf um die Hoheit in Afghanistan. Der Abzug der NATO-Truppen öffnete den Taliban Tür und Tor zur Machtübernahme. Derzeit sollen Hunderttausende auf der Flucht sein. Zwar hatten einige Länder den Ortskräften eine Ausreise in Aussicht gestellt, viele Anträge blieben bisher jedoch unbeantwortet.
Ungewisse Zukunft
Farzia, 28, die ihren Mann bei Kämpfen gegen die Taliban in Baghlan verloren hat, ist mir ihren beiden kleinen Kindern (5 und 2) vorerst in einem provisorischen Flüchtlingslager im Share-e-Naw-Park in Kabul untergekommen. Ihre Zukunft ist ungewiss.