Taiwan: Endlich ein Gesetz zur "Ehe für alle"?
In einem Referendum stimmen die Taiwanesen über die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe ab. Ein entsprechendes Gesetz ist bisher am Widerstand konservativer Aktivisten gescheitert.
Pioniere am Altar
Schon 2012 haben You Ya-ting (links) und Fish Huang (rechts) den Bund fürs Leben besiegelt. Dabei war das zu dieser Zeit noch verboten. Erst im Mai 2017 legalisierte Taiwans oberster Gerichtshof die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Die Insel wurde damit zum Vorreiter in Asien. Doch auf ein entsprechendes Gesetz warten die Taiwanesen bisher vergeblich.
Der letzte Schritt steht aus
Bei der Gay Pride Ende Oktober gingen erneut Tausende Homosexueller auf die Straße, um ein Gesetz zur "Ehe für alle" zu fordern. Die Regierung ist zwar dafür, doch ist der Widerstand konservativer Gegner des Gesetzes groß. Daher nun das Referendum: Sollten sich die Befürworter durchsetzen, muss die Regierung das Gesetz auf den Weg bringen.
Unterstützung durch christliche Gruppen
Damit das Referendum zum Erfolg führt, müssen nicht nur mehr Menschen dafür als dagegen stimmen - es muss auch mehr als ein Viertel der Wähler mit Ja stimmen. Das Gesetz zur Homo-Ehe unterstützen auch christliche Gruppen, wie hier bei der diesjährigen Gay Pride in Taipeh.
Gegen alle Widerstände
Auch wenn sich das gesellschaftliche Klima in Taiwan in den vergangenen Jahren gewandelt hat, leiden Homosexuelle noch immer unter Anfeindungen. So auch Meng Yumei (links) und ihre Partnerin Wang Yi (rechts). "Wir haben schwierige Beziehungen zu unseren Eltern", sagt Yi. "Es ist gut, dass ein freies Land unter rechtsstaatlichen Bedingungen über die Homo-Ehe diskutiert."
Florierende Regenbogen-Kultur
Vor 15 Jahren hat die Polizei bei einer Razzia im Buchgeschäft "Gin Gin" in Taipeh 500 Zeitschriften beschlagnahmt. Heute zieht der Laden Kunden aus aller Welt an. Neben Literatur sind hier auch Sex-Spielzeug und Souvenirs zu finden. "Wir haben einen langen Kampf gefochten", sagen die Besitzer.
Schwulentreffpunkt Sauna
Yu Nanxian versteckte seine Homosexualität 15 Jahre lang. Er war mit einer Frau verheiratet und ließ sich schließlich scheiden. Mit Freunden eröffnete er im Herzen von Taipeh eine Sauna, die bald zum Treffpunkt für Homosexuelle wurde. "Wenn du schwul bist, bist du schwul", sagt der 66-Jährige. "Daran wird auch kein Referendum etwas ändern."
Magnet für homosexuelle Paare
Lin Chinxuan (links) und Austin Haung (rechts) haben auf dem liberalen Gesellschaftsklima in ihrer Heimat einen lukrativen Nebenjob aufgebaut: Aus anderen asiatischen Ländern kommen immer mehr homosexuelle Paare nach Taiwan. Chinxuan und Haung bieten Foto-Shootings an. "Taiwan empfinden sie als sicheren Ort", sagt Haung.
Expandierendes Geschäft
"Die meisten unserer Kunden kommen aus Hongkong, Singapur, China und Malaysia", sagt Austin Haung. "Sie haben Angst, sich in ihren Heimatländern fotografieren zu lassen, weil sie sich dann als homosexuell outen würden." Haung und sein Partner hoffen, aus diesem Nebenjob bald ihren Hauptberuf machen zu können. Die Zahl ihrer Kunden steigt.