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Taifun "Khanun": Pfadfinderlager wird evakuiert

8. August 2023

Hotel statt Zeltlager: Wegen eines aufziehenden Sturms werden tausende Teilnehmer eines internationalen Pfadfindertreffens in Südkorea in Sicherheit gebracht. Das stand schon vorher unter keinem guten Stern.

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Südkorea | Vor dem Sturm fliehende Pfadfinder in Buan
Vor dem Sturm fliehende Pfadfinder in Buan: Böen mit 160 Kilometern pro Stunde prognostiziertBild: Anthony Wallace/AFP/Getty Images

Normalerweise trotzen Pfadfinder Sturm und Wind und anderen widrigen Umständen. Bei einem Taifun hört der Spaß aber auf: Wegen eines herannahenden Tropensturms hat Südkorea mit der vorzeitigen Räumung des weltgrößten Pfadfindercamps nahe der Stadt Buan begonnen.

Zehntausende Pfadfinder packten ihre Zelte und Habseligkeiten und bestiegen bereitgestellte Busse. Auf Kosten der südkoreanischen Regierung sollen die Teilnehmer des World Scout Jamboree - die meisten sind Teenager - unter anderem in Hotels, Studentenwohnheimen und Trainingszentren untergebracht werden.

Insgesamt schickten die südkoreanischen Behörden mehr als 1000 Busse an das Gelände des Welt-Pfadfindertreffens. Bei der Evakuierung waren auch Spezialkräfte der südkoreanischen Armee im Einsatz. Südkoreas Innenminister Lee Sang-min bekräftigte, das Programm des Pfadfindertreffens solle fortgeführt werden, die Teilnehmer sollten es mit "fröhlichem Herzen" abschließen.

Südkorea | Abreisende Pfadfinder an einem Reisebus in Buan
Abreisende Teilnehmer des World Scout Jamboree: Mehr als 1000 Busse bereitgestelltBild: Anthony Wallace/AFP/Getty Images

Dem südkoreanischen Wetterdienst zufolge bringt Taifun "Khanun" schwere Regenfälle. Prognostiziert ist, dass der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde über das Land fegen wird - die Böen wären stark genug, um einen fahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen.

Kritik an Organisatoren

Das World Scout Jamboree war allerdings schon vor der Evakuierung massiv in die Kritik geraten. Eltern der Teilnehmer beklagten die aus ihrer Sicht mangelhafte Organisation des Treffens. Südkoreanische Medien sprachen von einer "nationalen Schande" und berichteten von "alles andere als idealen" Zuständen im Camp: Neben schlechter Abflussleitungen sowie behelfsmäßiger Duschen und Toiletten kam es offenbar zu einer Insektenplage. Teilnehmer klagten über zahllose Insektenstiche.

Vor dem Sturm hatte eine ungewöhnliche Hitzewelle das Camp heimgesucht. Trotz einer Vorbereitungszeit von sechs Jahren war es den Organisatoren nicht gelungen, die Teilnehmer auf dem baumlosen Gelände ausreichend vor der Sonne und Temperaturen zwischen 35 und 38 Grad zu schützen. Rund 600 von ihnen erlitten einen Hitzschlag, viele Kinder und Jugendliche fielen Berichten zufolge in Ohnmacht, Krankenwagen ließen bis zu 45 Minuten auf sich warten.

Widrige Umstände: Tausende schon vorzeitig abgereist

Der Weltpfadfinderverband hatte sich deshalb schon Ende der vergangenen Woche für ein vorzeitiges Ende des Treffens ausgesprochen. Die meisten Landesverbände entschieden jedoch zu bleiben. Tausende Teilnehmer aus Großbritannien, den USA und Singapur verließen dagegen den Zeltplatz. Das Treffen, zu dem sich mehr als 43.000 Pfadfinder aus 158 Ländern angemeldet hatten, stand auf einem dem Meer abgewonnenen Gebiet. Das "Saemangeum" genannte Areal bot für die Teilnehmer, die in mehr als 20.000 Zelten untergebracht waren, keinen natürlichen Schatten.

Südkorea | Zeltlager üdes Weltpfadfindertreffen auf Saemangeum
Zeltlager auf Saemangeum: Kein natürlicher SchattenBild: Anthony Wallace/AFP/Getty Images

Der aus Deutschland nach Südkorea angereiste Freiwillige Axel Scholl sagte der Nachrichtenagentur AFP, die "koreanische Nation und das koreanische Volk" täten ihm angesichts des Verlaufs der Veranstaltung "sehr leid". Er ergänzte: "Ich denke, sie hätten ihr Land, ihre Kultur und ihre Gemeinschaft gerne positiver präsentiert". Polen, Ausrichterland des nächsten Weltpfadfindertreffens im Jahre 2027, werde aus den diesjährigen Erfahrungen viel darüber gelernt haben, was schief gehen könne.

Taifun "Khanun" ist auf seinem Weg Richtung Südkorea inzwischen über die südjapanische Insel Kyushu hinweggezogen. Wegen heftigen Regens wurden der Fluggesellschaft Japan Airlines zufolge 132 Flüge annulliert, betroffen seien 8390 Passagiere. Verbindungen der Shinkansen-Schnellzüge wurden im Süden Japans teilweise eingestellt. Vor wenigen Tagen waren wegen des Taifuns bereits zwei Menschen in Japan ums Leben gekommen.

AR/sti (afp, dpa, kna)