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Politik

Tadschikistan bietet Afghanen Unterschlupf

24. Juli 2021

Hilfe für Flüchtlinge aus dem Nachbarland: Angesichts des Vormarsches der radikalislamischen Taliban in Afghanistan ist Tadschikistan bereit, zehntausende Menschen aufzunehmen. Kabul verhängt nachts eine Ausgangssperre.

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Afghanistan | Familien fliehen aus der Provinz Kandahar
Geflohene Frauen und Kinder aus der afghanischen Provinz KandaharBild: Mohammad Ibrahim/DW

Tadschikistan bereitet sich auf die Aufnahme einer großen Zahl von Menschen aus Afghanistan vor, die vor den militant-islamistischen Taliban in ihrer Heimat auf der Flucht sind. Es sei "derzeit möglich, rund 100.000 Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen", teilte das tadschikische Notfallkomitee mit.

Untergebracht werden sollen die Flüchtlinge demnach auf Truppenübungsplätzen. Zwei Zeltlager stünden kurz vor der Fertigstellung, hieß es aus Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe. In den vergangenen Wochen hatte der zentralasiatische Staat bereits mehr als tausend afghanische Soldaten ins Land gelassen, die vor Angriffen der Taliban flohen.

Eine "haltlose Propaganda"

Die Taliban kontrollieren nach eigener Darstellung inzwischen 90 Prozent der Grenzen Afghanistans. Das Verteidigungsministerium in Kabul bezeichnete dies als "totale Lüge" und "haltlose Propaganda". Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich. Allein die Grenze Tadschikistans zu Afghanistan ist rund 1300 Kilometer lang.

Tadschikistan  | Russisches Militär auf Trainigsgelände nahe afghanischer Grenze
Panzer im Grenzgebiet von Tadschikistan und AfghanistanBild: Olga Balashova/TASS/dpa/picture alliance

Parallel zum rasch fortschreitenden Abzug der US- und anderer NATO-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban in den vergangenen Monaten große Geländegewinne erzielt. Nach dem vollständigen Abzug der internationalen Soldaten könnten sie wieder ganz die Macht am Hindukusch übernehmen, befürchten Beobachter. Die Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung sind seit Monaten festgefahren.

Wegen der zunehmenden Gewalt im Land hat die Regierung in Kabul über weite Teile des Landes eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Es gehe auch darum, die Bewegungen der Taliban einzuschränken. Die Maßnahme gelte für 31 der 34 Provinzen. Nur Kabul, Pandschschir und Nangarhar sind nicht betroffen, wie das Innenministerium mitteilte. Die Ausgangssperre werde nach einem Beschluss von Präsident Aschraf Ghani von 22.00 bis 04.00 Uhr Ortszeit gelten.

Biden gibt Hilfsgelder frei

US-Präsident Joe Biden bewilligte derweil bis zu 100 Millionen Dollar an Hilfsgeldern aus einem Notfallfonds für afghanische Flüchtlinge. Wie das Weiße Haus in Washington bekanntgab, können die Gelder auch für afghanische Antragsteller von Sondervisaanträgen genutzt werden. Tausende Afghanen, die als Übersetzer oder in anderen Jobs für das US-Militär gearbeitet haben, sollen in die Vereinigten Staaten einreisen dürfen.

wa/bru (afp, rtr, dpa)