T-Mobile US auf Kundenfang
28. Oktober 2014Die US-Tochter der Telekom baut ihre Marktanteile in Amerika dank einer kostspieligen Marketing-Offensive und Milliarden-Investitionen in den Netzausbau weiter aggressiv aus. Im dritten Quartal steigerte T-Mobile US die Kundenzahl um 2,3 auf insgesamt 52,9 Millionen, wie das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Vor einem Jahr lag die Zahl der Neukunden bei einer Million.
Bei den wichtigen Vertragskunden entschieden sich 1,4 Millionen für T-Mobile US - so viele wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens. Entsprechend stieg der Umsatz um 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 7,4 Milliarden Dollar (5,8 Mrd. Euro).
Umsatz hui, Gewinn pfui
Unter dem Strich rutschte das einstige Sorgenkind der Deutschen Telekom allerdings wieder tiefer in die roten Zahlen. Denn die Kundenoffensive geht ins Geld: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen trat im Jahresvergleich auf der Stelle und ging zum Vorquartal um 7,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zurück.
Unter dem Strich verlor das Unternehmen von Juli bis September 94 Millionen Dollar nach einem Netto-Verlust von 36 Millionen Dollar im Vorjahr. Dies sei unter anderem auf höhere Kosten in Zusammenhang mit dem Zusammenschluss mit dem Regionalanbieter MetroPCS zurückzuführen. Durch die Fusion mit dem kleineren Wettbewerber sollten Löcher im Netz gestopft werden.
Käufer (nicht mehr) verzweifelt gesucht
Großen Druck, ihre Tochter in Amerika loszuwerden, hat die Telekom heute nicht mehr. Trotzdem: Auch wenn die amerikanische Mobilfunksparte der einzig stark wachsende Teil des Telekom-Reichs ist, andere Bereiche wie das Deutschland-Geschäft sind deutlich profitabler.
Schon länger bietet sie T-Mobile US zum Verkauf an. In diesem Oktober war zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren ein Interessent für die US-Tochter abgesprungen. Der französische Telekom-Konzern Iliad hatte seine Pläne, den US-Mobilfunker für 20 Milliarden Dollar zu schlucken, wegen der Gegenwehr aus Bonn wieder in die Schublade gelegt.
Der US-Rivale Sprint hatte zuvor seine Kauf-Offerte wegen des zu erwartenden Widerstands der Kartellbehörden zurückgezogen. Auch der Konkurrent AT&T war vor drei Jahren mit seinem Übernahmeversuch gescheitert. Die Wettbewerbshüter in den USA hatten den schon ausgehandelten 39-Milliarden-Dollar-Deal torpediert. So muss der T-Mobile US, als viertgrößter US-Mobilfunkanbieter weiterhin allein über die Runden kommen.
Vom Sanierungsfall zur Wachstumssparte
Noch vor wenigen Jahren war die US-Tochter ein Sanierungsfall, dem die Handynutzer davonliefen. Dank hoher Investitionen und viel Werbung unter dem neuen Chef John Legere hat sich das Bild gewandelt. T-Mobile US schrieb im zweiten Quartal operativ einen Gewinn von 1,45 Milliarden Dollar und lockte im ersten Halbjahr 2,7 Millionen Vertragskunden. Erklärtes Ziel von Legere: Bis zum Jahreswechsel soll Rivale Sprint mit 55 Millionen Kunden überholt werden. In diesem Jahr sollen bis zu 4,7 Millionen neue Vertragskunden hinzukommen. Das Ziel liegt damit um 1,2 Millionen Kunden höher als die erst im Juli angehobene Marke.
Weitere Erfolge in den USA erfordern jedoch, dass T-Mobile noch mehr Geld in die Hand nimmt. Allein für neue Funkfrequenzen dürften Schätzungen zufolge zwischen fünf und zehn Milliarden Dollar fällig werden. Dazu kämen weitere Milliarden für den Netzausbau. Vorteilhaft ist dabei, dass T-Mobile sich selbst Geld beschaffen kann - unabhängig von der deutschen Konzernmutter.
Die neuen Niedrigfrequenzen werden aber wohl erst Anfang 2016 versteigert, hieß es am 25.10.2014. Eigentlich sollten die Frequenzen Mitte 2015 auf den Markt kommen. Die Verschiebung könnte der Telekom-Tochter T-Mobile US in die Hände spielen.
iw/hb (dpa, rtrd)