1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Tödlicher Anisschnaps in Istanbul

1. November 2015

Der Skandal um gepanschten Raki sorgt seit Tagen in der Türkei für großes Aufsehen. Die Zahl der Toten stieg inzwischen auf 23. Der Anisschnaps, den die Opfer tranken, enthielt wohl hoch giftiges Methanol.

https://p.dw.com/p/1Gy3L
Ein Mann trinkt in einem Restaurant in Istanbul Raki (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Bozoglu

Allein in den vergangenen zwei Tagen sind in der Millionenmetropole Istanbul laut örtlichen Medienberichten elf weitere Menschen gestorben, nachdem sie illegal hergestellten Raki getrunken hatten. 89 Menschen müssen in Krankenhäusern behandelt werden. 15 von ihnen schweben in Lebensgefahr, wie die Fernsehsender NTV und CNN-Türk melden.

Der Anisschnaps, den die Opfer zu sich nahmen, enthielt nach Einschätzung der türkisches Gesundheitsbehörden hoch giftiges Methanol. Die Polizei nahm 14 Tatverdächtige fest. Ihnen wird die Herstellung und der Verkauf des tödlichen Gebräus vorgeworfen.

Einer der Verdächtigen, dem fahrlässige Tötung zur Last gelegt wird, erklärte vor Gericht, er sei von seinen Lieferanten betrogen worden. Er habe bereits in der Vergangenheit Raki hergestellt. Die Tageszeitung "Hürriyet" zitiert ihn mit den Worten: "Ich bin nicht dumm. Sie (die Lieferanten) sind es, die die Verantwortung für die Todesfälle tragen." Die Nachrichtenagentur Dogan berichtet unter Verweis auf den Verdächtigen, diesem sei Methanol statt Ethanol-Alkohol verkauft worden.

Tausende Flaschen Raki sichergestellt

Die ersten Vergiftungsfälle traten Mitte Oktober auf. Bei mehreren Razzien im Land wurden seither tausende Flaschen Raki beschlagnahmt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA handelte es sich bei dem selbst gebrannten Alkohol um Schnaps, der als "bulgarischer Raki" unter Marktpreis angeboten wurde.

Illegal hergestellter Alkohol taucht immer wieder in der Türkei auf, da alkoholische Getränke durch hohe Steuern relativ teuer sind. Kritiker werfen der islamisch-konservativen Regierung deshalb auch vor, durch die stufenweise Erhöhung der Alkoholsteuer für die Verbreitung von gepanschtem Schnaps mitverantwortlich zu sein.

Vor allem in Feriengebieten häuften sich in der Vergangenheit die Todesfälle. Vor zehn Jahren waren in der Türkei 22 Menschen an gepanschtem Raki gestorben. 2009 starben elf Menschen nach dem Genuss von gepanschtem Schnaps. Unter diesen Todesopfern waren drei deutsche Berufsschüler aus Lübeck, die sich auf Klassenfahrt im südtürkischen Badeort Kemer aufhielten.

se/kle (afp, dpa)