Süßer die Glocken nie klingen!
Glocken gehören in vielen Ländern zur Weihnachtszeit wie Geschenke unterm Tannenbaum. In Deutschland gibt es einige der größten Glocken der Welt. Kein Wunder: Das Handwerk des Glockengießens hat hier Tradition.
Glocken der Superlative
Köln, Bochum, Frankfurt, Dresden: Einige der größten Glocken der Welt befinden sich in Deutschland. Die "Gloriosa" im Erfurter Dom wurde 1497 vom Niederländer Gerhard van Wou gegossen. Mit 14,5 Tonnen ist sie die weltgrößte freischwingende mittelalterliche Glocke. Die "Königin der Glocken" wird nur zu besonderen Anlässen und hohen Kirchenfesten geläutet, zum Beispiel am 25. Dezember.
Giganten aus einem Guss
Die zweitgrößte Kirchenglocke Deutschlands gibt es in der Stiftskirche im rheinlandpfälzischen Neustadt zu sehen. Die 1949 entstandene Kaiser-Ruprecht-Glocke ist die weltweit größte läutbare Glocke aus Gussstahl. Ein in England entwickeltes Verfahren machte es ab dem 18. Jahrhundert möglich, Stahl zuerst in Form zu gießen und anschließend durch Schmieden umzuformen.
55 Tonnen auf vier Etagen
Auch das größte Glockenspiel Europas ist in Deutschland zu Hause. Im Roten Turm, dem Wahrzeichen der Stadt Halle an der Saale, befindet sich ein Carillon aus 76 Glocken. Die sind über verschiedene Etagen verteilt und wiegen insgesamt rund 55 Tonnen. Zum Klingen bringt das riesige Instrument nicht ein Glöckner, sondern ein Computer.
Auf den Spuren der Meistergießer
Neben der "Gloriosa" im Erfurter Dom gibt es in Deutschland auch andere Glocken des bedeutenden mittelalterlichen Glockengießers Gerhard van Wous zu sehen - etwa in Braunschweig, Münster, Lübeck, Recklinghausen und Osnabrück. Die abgebildete Glocke in der St. Marienkirche in Stendal goss der Niederländer vor über 500 Jahren.
Reise durch die Jahrhunderte
Die Marienglocke der Stadtkirche in der Lutherstadt Wittenberg stammt von 1422. Wer sie gegossen hat, ist bis heute unbekannt. Häufig müssen die historischen Glocken einer Reparatur unterzogen werden. Die Marienglocke in Wittenberg wurde in den frühen 2000er Jahren repariert und dann wieder auf den Kirchturm gezogen.
Bedeutendes Renaissancegeläut
Auch die acht historischen Glocken des Freisinger Doms in Oberbayern mussten in den vergangenen Jahren restauriert werden. Die hier im Vordergrund stehende Sigismund-Glocke mit dem Spitznamen "Stürmerin" wiegt knapp drei Tonnen und befindet sich seit 1564 im Dom. Zwei weitere Glocken wurden 2007 neu gegossen.
Hege und Pflege
Die Instandstetzung jahrhundertealter Glocken ist häufig mit hohen Kosten verbunden. Außerdem müssen die vielen historischen Kirchturmglocken in Deutschland regelmäßig geprüft und gewartet werden, wie hier im Mai 2011 die "G0-Glocke" im Glockenstuhl der Kreuzkirche Dresden. Sie gehört zu einem insgesamt 28,5 Tonnen schweren Bronze-Glockengeläut.
Handwerk "Made in Germany"
Das Glockengießen hat in Deutschland Tradition. Die Liste der historischen Glockengießereien ist lang. In Aachen, Köln, Rostock, Konstanz, Magdeburg und anderen Städten wurden schon im 14. und 15. Jahrhundert Glockengießereien in Betrieb genommen. Die Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn bei Herborn (Bild) gehört zu den ältesten Gießereien Deutschlands und zu den bedeutendsten Europas.
Glocken als Weihnachtssymbol
Es gibt Weihnachtslieder über Glocken, Christbaumschmuck in Glockenform und auf vielen Weihnachtsmärkten sind Glocken zu hören. Das hängt mit ihrer Geschichte als Symbol christlicher Festlichkeit zusammen. An Weihnachten werden viele Glocken läuten, die selten klingen: zum Beispiel der "Dicke Pitter", die St. Petersglocke im Kölner Dom. Sie ist die größte schwingend geläutete Glocke der Welt.