Südgeorgien: Die Ratten müssen weg!
Klammheimlich hatte sie sich auf der Insel Südgeorgien ausgebreitet: die Wanderratte. Da der Eindringling allmählich zur echten Gefahr für die einheimischen Tiere wurde, half nur eins: eine moderne Rattenjagd.
Der Übeltäter
Die Wanderratte war bis ins 20. Jahrhundert ein blinder Passagier auf Schiffen. Neben Haus- und Rentieren, die die Walfänger mitbrachten, besiedelten sie Südgeorgien. Während Hund und Katze die Winter nicht überlebten und die letzten Rentiere umgesiedelt wurden, wurden die Ratten zur Plage.
Bedrohter Riesenpieper
Der Riesenpieper (Anthus antarcticus) kommt nur auf Südgeorgien vor. Er ist der einzige Singvogel der Antarktis. Wegen fehlender Bäume nistet er wie die anderen Vögel auf dem Boden. Das macht seine Küken und Eier zu einem gefundenen Fressen - insbesondere für die Ratten, die die Riesenpieper-Gelege räubern.
Der (jahrelange) Plan
Seit 2011 geht's den Ratten deshalb systematisch an den Kragen. In drei Phasen legten die Forscher überall auf der Insel Köder aus. Die Gletscher bildeten dabei natürliche Barrieren der einzelnen Sektoren. Denn über sie können die Ratten nicht wieder in ein einmal befreites Gebiet einwandern.
Geisterstadt im Eis
Auf dem einsamen Südgeorgien war das Vorhaben der Forscher eine logistische Meisterleistung. Grytviken ist die einzige Siedlung. Im antarktischen Sommer leben hier 30 Personen. Sie arbeiten in der Inselverwaltung, empfangen Kreuzfahrtschiffe und betreuen die Naturschutzprogramme der Insel.
Multitalent
Die britische Biologin Sarah Lurcock betreut das "Rat Eradication Programme" des South Georgia Heritage Trust von Beginn an. Gleichzeitig ist sie auch für das Museum in Grytviken verantwortlich und empfängt jedes Jahr Tausende Kreuzfahrttouristen, die sich dort über Südgeorgiens Geschichte und Natur informieren.
Rattenjagd aus der Luft
Um Ausrüstung in den entlegenen Gebiete Südgeorgiens zu verteilen, wurden drei Helikopter herbeigeschafft. Vom Hubschrauber aus werfen die Naturschützer die Rattenköder ab. In den schwierigen Wetterbedingungen mit heftigen Stürmen, Schnee und Eis gingen während der Kampagne zwei Helikopter zu Bruch.
Grün ist die Hoffnung der Wissenschaftler
Die tödliche Wirkung der Rattenköder tritt nach dem Fressen mit deutlicher Verzögerung ein - die Ratten sterben erst in ihren Bauen. So soll vermieden werden, dass Raubmöwen, Sturmvögel und Karakaras tote Ratten fressen und dann ebenfalls verenden. Unklar ist allerdings, inwieweit sich das Gift auf den Lebensraum selbst auswirken wird.
Erdnussbutter als Lockmittel
Nach Abschluss einer jeden Phase stellen die Forscher Wachsköder auf. Sie sollen zeigen, ob es Ratten überlebt haben: Sind die Köder angefressen, sind nicht alle Nager in dem Gebiet ausgerottet. Bis jetzt sind alle Köder noch unversehrt.
Letzte Kontrolle
Wenn er nichts wittert, dann war die Kampagne wirklich ein Erfolg. Von Neuseeland wurden mehrere Spürhunde nach Südgeorgien gebracht. Gerade durchkämmen Wissenschaftler ein letztes Mal mit ihnen die die behandelten Gebiete - und hoffen, dass die Hunde nicht anschlagen. Dann war die Rattenjagd erfolgreich.