Bilanz Afrika-Cup
10. Februar 2013Vor leeren Rängen mussten Nigeria und Burkina Faso das Finale des Afrika-Cups am Sonntag (10.02.2013) nicht austragen: Johannesburgs Fußball-Tempel Soccer City war ausverkauft. Solche Nachrichten verkünden die Verantwortlichen für das Turnier gerne. "Ich danke unseren Fans. Millionen haben die Spiele im Fernsehen verfolgt. Tausende und Tausende waren auf den Fanmeilen und haben sich dort das Turnier angeguckt", sagt Mvuzo Mbebe, Chef des Organisationskomitees.
Nur in den Stadien blieben die Zuschauer häufig aus: Ghana, Mali und Niger zum Beispiel trugen ihre Vorrundenspiele in der idyllischen Hafenstadt Port Elizabeth vor halbleeren Rängen aus. Gerade mal 37.000 Fans wollten den Halbfinalklassiker Nigeria gegen Mali in Durban sehen.
Kein Geld für Eintrittskarten
Mangelnde Fußballbegeisterung war für die fehlenden Zuschauer in Südafrikas Stadien nicht verantwortlich. Fußball gilt als Sport der schwarzen Bevölkerungsmehrheit. "Steigende Arbeitslosigkeit und die Armut vieler schwarzer Südafrikaner sind der Grund, warum sich viele keine Eintrittskarten leisten konnten", so Patrick Bond, Professor für Entwicklungsstudien an der Universität KwaZulu-Natal, im DW-Interview. Dabei waren die günstigsten Tickets schon für umgerechnet vier Euro zu haben. Die wohlhabende weiße Minderheit dagegen interessiere sich nicht für Fußball, sondern eher für Rugby oder Cricket, so Bond.
Die Lücke konnten Fans der anderen teilnehmenden Nationen auch nicht füllen: "Fans aus afrikanischen Ländern fehlt das Geld, um zu einem solchen Turnier zu fahren. Ein normaler Fan aus Togo zum Beispiel kann sich kaum eine Reise nach Südafrika leisten", sagte George Addo, Sportjournalist beim Radiosender Joy FM in Ghana, der DW. Und im Gegensatz zur WM 2010 fehlten zahlungskräftige Fans von anderen Kontinenten.
Jeder Südafrikaner zahlt
Als wirtschaftlichen Erfolg lässt sich dieser Afrika-Cup daher wohl nicht bewerten. In südafrikanischen Zeitungen meldeten sich enttäuschte Händler und Restaurantbesitzer aus den Spielorten zu Wort. Sie hatten auf das große Fangeschäft gehofft - vergebens.
Besonders ärgerlich: Jeder Südafrikaner hat das Turnier mitfinanziert, auch wenn er kein Spiel gesehen hat. Umgerechnet allein 33 Millionen Euro hat Südafrikas Regierung für den Afrika-Cup ausgegeben. Das hat die Zeitschrift "Mail & Guardian" ermittelt. Zudem zahlen alle Städte, in denen Spiele ausgetragen wurden. Viele müssen auch die Stadien finanziell unterstützen, die seit der WM 2010 nicht mehr gefüllt werden können. Die Einnahmen durch Ligaspiele oder Konzerte sind meist geringer als die Betriebskosten. Aufgrund der niedrigen Zuschauerzahlen dürfte der Africa-Cup kaum geholfen haben, die Kassen der Stadienbetreiber nachhaltig zu füllen.
Stimmung im Stadion musste sich entwickeln
Die Stimmung beim Afrika-Cup kam erst im Laufe des Turniers auf, vor allem während der Viertel- und Halbfinalbegegnungen. Nicht nur Südafrikaner, auch Immigranten aus anderen afrikanischen Ländern feuerten ihre Heimatmannschaften an. "Tausende Nigerianer, die hier in Durban leben, waren im Stadion, um ihre Mannschaft anzufeuern. Es war eine tolle Atmosphäre", berichtete DW-Reporter Suby Govinder, nachdem Nigeria Mali mit 4:1 im Halbfinale geschlagen hatte.
Dem tat auch das frühe Ausscheiden des Gastgebers Südafrika keinen Abbruch. Nach der Vorrunde träumten viele Fans vom Titel - doch nach dem Viertelfinale gegen Mali war Schluss. "Alle Fans sollen bitte die verbleibenden Mannschaften unterstützen. Wir geben vor der Welt kein gutes Bild ab, wenn jetzt die Stadien leer bleiben", appellierte der Vorsitzende des südafrikanischen Fußballverbandes, Kirsten Nematandani.
Versöhnung durch Fußball?
Südafrika wollte das Bild eines guten Gastgebers abgeben. Nach Angriffen auf afrikanische Immigranten 2008 ist das Image der einstigen "Regenbogennation" in Afrika nicht mehr das beste. Der Afrika-Cup sollte das ändern. Ob es gelungen ist, müssen Zuschauer, Teilnehmer und andere Beteiligte beurteilen. Zumindest der Veranstalter ist zufrieden. "Dieses Tunier war ein Erfolg", sagte der Chef des afrikanischen Fußballverbandes, Hicham El Amrani.