Säubernde Spiele
27. Mai 2014Scheinbar ziellos schlängelt sich die Avenida Otacílio Negrão de Lima durch den noblen Stadtteil Pampulha. Auf der einen Seite stehen stattliche Einfamilienhäuser, auf der anderen Seite ruht der See, die Lagoa da Pampulha. Über dem Südostufer des Sees thront das WM-Stadion Mineirão. Ein kleines Stück weiter Richtung Westen, liegt zwischen einer Linkskurve und dem See eines der wichtigsten Postkartenmotive von Belo Horizonte: Die kleine Kirche Igreja São Francisco de Assis.
Das bescheidene Gotteshaus soll nach dem Willen der Stadtverwaltung bald auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen. Zu den berühmtesten Kirchen Brasiliens gehört sie heute schon, denn sie ist Teil des architektonischen Komplexes, der die Weltkarriere des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer begründete. Hier in Pampulha verschaffte er sich die Anerkennung, die ihm später den Auftrag bescherte, die Hauptstadt-Gebäude in Brasilia zu entwerfen.
Vom Reservoir zur Kloake
Das war 1957. Damals blickte man von der Franziskus-Kirche noch nicht auf das Mineirão, der Stausee von Pampulha war erst 20 Jahre alt, und seine Wasserqualität so hoch, dass ee sogar umliegende Haushalte mit Wasser versorgen konnte. Doch mit der Bevölkerung wuchs auch die Verschmutzung des Sees. Ende der 60er-Jahre konnte man nicht einmal mehr darin schwimmen.
Ein halbes Jahrhundert lang diente die Lagoa da Pampulha als Auffangbecken für die Abwässer von einer halben Million Menschen. Inzwischen wird der See offiziell als Risiko für die öffentliche Gesundheit eingestuft.
Kehrtwende mit Verzögerung
2010 formulierte die Wasserschutzorganisation "Manuelzão" das Ziel, den See bis zur WM 2014 zu revitalisieren. Und tatsächlich unterzeichneten Stadt und Land eine Absichtserklärung, um die Verschmutzung des Sees zu stoppen. Pünktlich zur WM, sollte der See wieder sauber genug sein, um darin zu fischen.
Ganz so weit ist es allerdings noch nicht: "Es müssen noch viele Häuser an die Klärsysteme angeschlossen werden. Aber die meisten Abwässer werden schon heute abgefangen", berichtet Marcus Vinicius Polignano, der das Projekt Manuelzão an der Bundesuniversität von Minas Gerais koordiniert.
Ziel für WM-Touristen
Die Gelder für die Revitalisierung kommen zwar nicht aus den WM-Töpfen. Doch Projektleiter Polignani ist sich sicher, dass sie ohne das Turnier nicht bereit gestellt worden wären. Selbst wenn das Ziel noch nicht ganz erreicht ist, glaubt er, dass die Besucher den einstigen Zauber von Pampulha bereits wieder erahnen können.