SZ: FBI-Ermittlungen zum Sommermärchen
23. Januar 2016Die US-Bundespolizei FBI hat in der Affäre um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eigene Ermittlungen aufgenommen. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung (SZ) aus Quellen, die dem Fußball-Weltverband FIFA nahestehen.
Im Kern geht es um die Frage: Wohin verloren sich die zehn Millionen Schweizer Franken (damals umgerechnet 6,7 Millionen Euro), die die deutschen WM-Organisatoren 2002 an die FIFA zahlten? Die US-Behörden - die gegen zahlreiche hohe FIFA-Funktionäre Strafverfahren wegen Korruption führen - wollen auch wissen, warum genau das Geld floss.
Wahlkampfspende für Blatter?
Der im Zuge der WM-Affäre zurückgetretene Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, hatte im Dezember anscheinend Franz Beckenbauer schwer belastet. Der war seinerzeit Bewerberchef und später Präsident des Organisationskomitees.
Die "Bild"-Zeitung schreibt, aus Vernehmungsprotokollen der ermittelnden Kanzlei Freshfields gehe hervor, die dubiose Millionenzahlung sei inoffiziell an die Finanzkommission der FIFA geflossen, um damit 2002 die Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter zu finanzieren.
Einstiegsluke: Steuerhinterziehung
Die Schweizer Bundesbehörden ermitteln schon länger in dem Fall. Sie haben in der FIFA-Affäre Zugang zu wichtigen Bankdaten. Viele Schweizer Konten von verdächtigen Figuren und Firmen wurden eingefroren. Aber auch die deutschen Fahnder haben eine Einstiegsluke in den Fall gefunden.
Auf SZ-Anfrage teilte die Berner Behörde nun mit, dass sie einer Anfrage der Frankfurter Staatsanwaltschaft nachkommen wolle, die sich für die Sommermärchen-Affäre interessiert: "Die Schweizer Bundesanwaltschaft wird auf das Rechtshilfeersuchen eintreten und es entsprechend bearbeiten."
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt im Fall der ominösen Zahlung wegen Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Als Beschuldigte führt die Behörde Niersbach, seinen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt. Die finanziellen Folgen hätte zunächst aber der DFB zu tragen - wegen seiner falschen Steuererklärung für das Jahr 2006.
jj/wl (sid, sz)