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Angst vor Flächenbrand

26. Mai 2013

Nach einem Angriff auf Libanons Hauptstadt Beirut wächst die Sorge, dass Syriens Bürgerkrieg auf das Nachbarland übergreifen könnte. In dem getroffenen Viertel leben viele Schiiten-Milizionäre, die Assad unterstützen.

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Zerstörte Autos nach Raketenangriff auf Stadtviertel in Beirut (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Bei dem Einschlag der zwei "Grad"-Raketen wurden in dem Beiruter Schiitenviertel Al-Tschijah mindestens vier Menschen verletzt. Das verlautete aus Sicherheitskreisen. Die Verantwortung für den Vorfall übernahm bisher niemand. Nur wenige Stunden zuvor hatte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Syriens Präsident Baschar al-Assad die uneingeschränkte Unterstützung der radikal-schiitischen Bewegung im Kampf gegen die Rebellen zugesichert. Die Hisbollah werde nicht zuschauen, wie Extremisten gemeinsam mit den USA und anderen westlichen Staaten Syrien das Rückgrat brechen. Ein Sturz des Regimes von Assad komme nicht in Frage, sagte Nasrallah in einer Video-Botschaft.

Eine der Raketen traf Bewohnern zufolge ein Wohngebäude. Das andere Geschoss schlug den Angaben nach 300 Meter weiter auf dem Gelände eines Autoverkäufers unweit einer vielbefahrenen Straßenkreuzung ein. Es war das erste Mal seit Beginn des Aufstands in Syrien im März 2011, dass der Süden Beiruts Ziel eines derartigen Angriffs war.

Raketeneinschlag in Beirut

Hisbollah kämpft für Assad

Der Libanon gerät immer stärker in den Strudel des syrischen Bürgerkriegs, seitdem die Hisbollah offen in den Konflikt im Nachbarland eingegriffen hat. Hisbollah-Kämpfer unterstützen die Assad-Einheiten seit mehreren Tagen in dem Ort Kusair an der syrisch-libanesischen Grenze. Hier sollen Berichten zufolge bis zu 2000 Kämpfer im Einsatz sein.

Parallel dazu ist im nordlibanesischen Tripoli die Gewalt zwischen Sunniten und Alawiten aufgeflammt. Die beiden Bevölkerungsgruppen stehen auch im Zentrum des syrischen Bürgerkriegs. Während der Aufstand der Rebellen dort vorwiegend von Sunniten getragen wird, gehört Assad zur Minderheit der Alawiten, die aus den Schiiten hervorgegangen sind.

Nationale Opposition tagt in Istanbul

Die oppositionelle syrische Nationale Koalition rief unterdessen die Hisbollah-Kämpfer zum Desertieren auf. Die Hisbollah wiederhole den "schweren Fehler Assads", indem sie ihre Kämpfer zum Töten "unschuldiger Syrer" zwinge, erklärte das Oppositionsbündnis. Die Nationale Koalition ist den vierten Tag in Folge in Istanbul versammelt, um sich auf eine gemeinsame Haltung zur geplanten Syrien-Konferenz zu einigen.

Angesichts der militärischen Intervention der Hisbollah in Syrien äußerte auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Sorge vor einem Übergreifen des Konflikts auf den Libanon. "Die Hinweise auf ein massives Eingreifen von Hisbollah-Milizen in die Kämpfe in Syrien sind sehr bedrohlich", sagte er "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Einmischung der Hisbollah in Syrien gefährde auch den Libanon. Dieser stehe aufgrund der engen grenzüberschreitenden Verflechtungen schon jetzt unter großem Druck durch den Konflikt im Nachbarland, erklärte der Minister: "Die Gefahr eines Flächenbrandes ist durch diese jüngsten Entwicklungen mit Händen zu greifen."

Syrien-Konferenz im Juni

Die Regierung in Damaskus hat erklärt, an der geplanten internationalen Syrien-Konferenz im Juni teilnehmen zu wollen. Außenminister Walid Muallem sagte bei einem zuvor nicht-angekündigten Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad, die in Genf geplante Konferenz sei eine "gute Gelegenheit für eine politische Lösung" des Bürgerkriegs in seinem Land. Bei der von Russland und den USA initiierten Konferenz soll über einen Ausweg aus dem Konflikt beraten werden.

as/wa (dpa, afp, rtr, kna)