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Politik

Syrien-Geberkonferenz unter den Erwartungen

10. Mai 2022

Elf Jahre nach Kriegsbeginn ist Syrien dringend auf Hilfe angewiesen. Eine Geberkonferenz brachte Zusagen in Höhe von knapp 6,4 Milliarden Euro - und damit deutlich weniger als von den Vereinten Nationen erhofft.

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Eine junge Frau mit einem Baby in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib
Eine junge Frau mit einem Baby in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib Bild: Francisco Seco/AP Photo/picture alliance

Bei einer Geberkonferenz für die Betroffenen des syrischen Bürgerkriegs sind in Brüssel insgesamt 6,7 Milliarden Dollar (6,4 Milliarden Euro) gesammelt worden. Die Zusagen lagen damit weit unter dem von den Vereinten Nationen (UN) ausgegebenen Ziel von 10,5 Milliarden Dollar (rund zehn Milliarden Euro) für dieses Jahr. Deutschland leistet mit 1,05 Milliarden Euro den wohl größten finanziellen Beitrag unter den einzelnen Staaten. Der Vertreter der Bundesregierung, Staatsminister Tobias Lindner (Grüne) im Auswärtigen Amt, sagte, das Geld sei für "Entwicklungs- und Stabilisierungsmaßnahmen" in Syrien und die Länder in der Region, die Flüchtlinge aufgenommen haben.      

Von dem eingesammelten Geld sind laut EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi 4,3 Milliarden Dollar für das laufende Jahr vorgesehen. Die übrigen 2,4 Milliarden Dollar sollen ab 2023 verwendet werden. Internationale Finanzinstitutionen sagten nach EU-Angaben zinsgünstige Kredite in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar zu.

Armutsrate über 90 Prozent - fast sieben Millionen Binnenvertriebene

Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen sprachen bei der Konferenz von einer Verschlechterung der Lage in Syrien. Innerhalb des Landes seien 14,6 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Das sind 1,2 Millionen Menschen mehr noch als vor einem Jahr, wie UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi und der Chef des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, deutlich machten. Die Armutsrate liegt bei über 90 Prozent. Mehr als  6,9 Millionen Syrer leben laut UN-Angaben als Binnenvertriebene im eigenen Land. 

Flüchtlingslager der UNESCO in Nordsyrien
Ein Leben zwischen den Ruinen von Sarjableh Bild: Khalil Ashawi/REUTERS

Auch die Nahrungsmittelknappheit ist auf einem neuen Höchststand. 13,9 Millionen Menschen in Syrien hätten nicht genug zu essen, so die UN. Der Krieg in der Ukraine sorge für weitere Lieferengpässe. Fast jedes zweite Kind gehe nicht zur Schule, viele Kinder in Syrien seien unterschiedlichen Formen von Ausbeutung ausgesetzt. 

Belgien I Josep Borrell
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bei der Geberkonferenz in Brüssel Bild: Dursun Aydemir/AA/picture alliance

Die USA steuerten eine Finanzhilfe in Höhe von 800 Millionen Dollar bei. Kanada sagte rund 230 Millionen kanadische Dollar (rund 167 Millionen Euro) zu. Für die Europäische Union kündigte der Außenbeauftragte Josep Borrell an, die Hilfe für syrische Flüchtlinge auf 1,56 Milliarden Euro für dieses Jahr zu erhöhen. Für 2023 werde die EU die gleiche Summe geben. Damit kommen nach Angaben der Europäischen Kommission 75 Prozent der Zusagen aus der EU.

Borrell mahnte mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: "Wir dürfen Syrien nicht im Stich lassen."

se/fw (afp, epd, kna, dpa, rtr)