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Tod eines Hasspredigers

11. Juli 2007

Pakistanische Sicherheitskräfte haben die Rote Moschee in Islamabad erstürmt. Dabei starb auch der der Anführer der dort verschanzten islamistischen Radikalen, Abdul Rashid Ghazi.

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Haßprediger Ghazi
Haßprediger GhaziBild: AP

Nach der Erstürmung der von militanten Islamisten besetzten Roten Moschee in Islamabad hat die pakistanische Regierung die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land verschärft. Wegen möglicher Racheakte islamischer Extremisten seien Polizei und Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, sagte
Innenminister Aftab Sherpao.

800 Leichensäcke bestellt

Nach knapp einwöchiger Belagerung hatten Spezialeinheiten am Dienstag (10.7.07) auf Befehl von Präsident Pervez Musharraf die Moschee gestürmt. Dabei starben Dutzende der dort verschanzten Islamisten, darunter auch deren Anführer, der Hassprediger Abdul Rashid Ghazi. Die genaue Zahl der bei der "Operation Stille" Getöteten stand auch am Mittwochmorgen noch nicht fest. Nach unbestätigten Angaben starben mindestens 150 Menschen, darunter 17 Soldaten. In Berichten pakistanischer Medien wurde jedoch eine weit höhere Zahl von Opfern befürchtet, da die Regierung nach Angaben der Rettungsdienste am Abend rund 800 Leichensäcke anforderte.

Am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) lieferten sich Spezialeinheiten noch sporadische Schießereien mit kleineren Gruppen bewaffneter Extremisten. Die Operation sei aber in der "Endphase", verlautete aus Militärkreisen. Die Umstände des Todes von Ghazi, der als eine Symbolfigur der Radikalen galt, blieben zunächst im Dunkeln. Nach unbestätigten Medienberichten soll er während der Gefechte zunächst von einer Kugel ins Bein getroffen worden sein, habe es aber weiter abgelehnt, aufzugeben. Nach anderen Berichten wurde er von seinen eigenen Kämpfern getötet, als er sich ergeben wollte.

Der Kampf um die Moschee hatte am Dienstag vergangener Woche begonnen. Sicherheitskräfte hatten die Moschee umstellt, nachdem
radikale Koranschüler eine nahe gelegene Polizeiwache angegriffen und sich anschließend zu Tausenden in dem Gebäudekomplex verschanzt hatten. Die Radikalen versuchen seit Monaten, mit Gewalt ihre Forderung nach Einführung des islamischen Rechtssystems in Pakistan durchzusetzen.

Präsident Musharraf, einem der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den Terror, werfen sie vor, eine Marionette von US-Präsident George W. Bush zu sein.

Kampf für Scharia

Ghazi war ein glühender Anhänger der Taliban, El-Kaida-Chef Osama bin Laden war für ihn ein Held - aus seiner radikal-islamischen Weltanschauung machte der Pakistaner nie einen Hehl. Selbstmordanschläge für den Dschihad waren für den Prediger legitim, seine Koranschüler ermutigte er, in den "Heiligen Krieg" gegen die ausländischen Truppen im Nachbarland Afghanistan zu ziehen. "Uns bedeutet dieses Leben nichts", sagte er noch im Frühjahr.

Ghazi kämpfte darum, in ganz Pakistan das islamische Recht zu verankern. Zur Untermauerung seiner Worte setzte der Familienvater selber ein Scharia-Gericht in der Roten Moschee ein - es war eine der vielen medienwirksamen Aktionen, mit denen Ghazi Musharraf provozierte. Der Prediger warf dem Präsidenten vor, mit der Überstellung von Terrorverdächtigen an die USA "Muslime wie Vieh an Ungläubige" auszuliefern. Die Anhänger des Predigers verschleppten angebliche Prostituierte zur Umerziehung, sie forderten Besitzer von Video- und Musikläden zur Schließung auf - ganz im Stile der von ihnen verehrten Taliban.

Offen ist, wie sich der Tod Ghazis und vieler seiner Getreuen auf das Ringen zwischen der Regierung um Präsident Pervez Musharraf und den Islamisten auswirken wird. Der Streit zwischen ihnen dauert seit Jahren an. (kas)