Sudans Militär jetzt gegen die "Revolution"?
15. April 2019Der Umbruch im Sudan wäre ohne die Hilfe der Armee nicht machbar gewesen. Doch die Demonstranten im Land wollen keine Militärregierung und protestieren weiter auf den Straßen. Zentrum der Proteste bleibt das symbolträchtige Areal des Militär-Hauptquartiers in Khartum. Hier hatte auch der gestürzte Präsident Omar al-Bashir seinen Regierungssitz.
Ändert Sudans Militär seine Taktik?
Nun gibt es erste Risse im Bündnis zwischen Demonstranten und Armee. Laut Augenzeugen haben Soldaten versucht, von den Demonstranten errichtete Barrieren vor der Zentrale der Streitkräfte abzubauen. Demnach versammelten sich die Truppen auf drei Seiten des Platzes vor dem Areal, Traktoren standen bereit, um Stein- und Metallbarrikaden zu beseitigen. Wie die Augenzeugen weiter berichteten, bildeten die Demonstranten daraufhin eine Menschenkette, sangen "Freiheit, Freiheit" und "Revolution, Revolution" und riefen die Armee auf, sie zu beschützen.
Die Organisatoren des Protestes, das Gewerkschaftsbündnis Sudanese Professionals Association (SPA), appellierten in einer Twitter-Nachricht an die Menschen in Khartum, die Sitzblockade rasch zu verstärken, um "die Errungenschaften der Revolution zu verteidigen". Daraufhin seien weitere Demonstranten auf das Areal gekommen, um die dort rund 5000 Protestierenden zu unterstützen. Angesichts des großen Widerstands der Menschen, gaben die Soldaten ihr Vorhaben, die Blockade zu räumen, den Berichten zufolge wieder auf.
Ringen um die nächsten Schritte
Die Demonstrationen vor dem Hauptquartier halten seit rund zehn Tagen an. Infolge der Proteste, die sich seit Dezember im ganzen Land ausgebreitet hatten, setzte das Militär Langzeitpräsident Al-Baschir vergangenen Donnerstag ab. Der seither regierende militärische Übergangsrat hat die Demonstranten bislang gewähren lassen. Erst am Sonntag ermahnten die USA und andere Nationen die Streitkräfte, von Gewalt gegen die friedlichen Proteste abzusehen.
Die Generäle bemühen sich derzeit, in Gesprächen mit Vertretern der Opposition und Organisatoren der Proteste eine gemeinsame Übergangsregierung zu bilden. Wohl um die Demonstranten zu besänftigen, kündigte der Militärrat eine grundlegende Reform des beim Volk verhassten Geheimdienstes NISS an. Als dessen neuer Chef wurde General Abu Bakr Mustafa ernannt.
Als Zugeständnis erklärte der Militärrat außerdem, der Ministerpräsident solle ein von allen Parteien ausgesuchter Experte werden. Der Präsident hingegen soll aus den Reihen der Streitkräfte kommen. Das Bündnis SPA fordert jedoch eine komplett zivile Regierung.
Afrikanische Union stellt Ultimatum
Unterdessen hat die Afrikanische Union die Generäle aufgefordert, binnen 15 Tagen die Macht an eine zivile Regierung abzugeben. Ansonsten würde die Mitgliedschaft des Sudans so lange ausgesetzt, bis die verfassungsgemäße Ordnung wiederhergestellt sei, erklärte der AU-Sicherheitsrat. Ziel müssten freie, faire und transparente Wahlen sein. Die neue Regierung müsse dem Willen des Volkes entsprechen.
cw/ehl/se (dpa, rtre)