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Sudan: Hilfe gegen den Krieg in der Seele

Anika Busch22. März 2005

Seit 50 Jahren herrscht im Sudan Bürgerkrieg. Vor allem Kinder leiden unter Traumata. Nun wurde eine psychosoziale Klinik eingerichtet - gegen die seelischen Wunden.

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Leiden - auch nach dem KonfliktBild: AP

Seit Jahrzehnten bestimmt der Bürgerkrieg das Leben der 30 Millionen Menschen im Sudan. Vor zwei Jahren eskalierten die Kämpfe in Darfur. Seitdem starben nach Schätzungen der Vereinten Nationen 70.000 Menschen, fast zwei Millionen sind auf der Flucht.

Von den psychischen Folgen der Kämpfe sind besonders Kinder betroffen: Fast alle Jungen und Mädchen haben durch den Krieg mindestens ein Elternteil verloren. Zudem haben sie brutale Attacken und Übergriffe miterlebt und fühlen sich nicht mehr sicher. Nach Untersuchungen der SOS-Kinderdörfer leiden etwa 84 Prozent der Kinder im Sudan an Angstzuständen und Panikattacken. Die Kinder sind stark verunsichert, können sich nur schlecht konzentrieren, haben Gemütsschwankungen und sind extrem anhänglich, heißt es in der Untersuchung.

SOS Kinderdorf in Gambia
Kinder im SOS-KinderdorfBild: dpa

Hilfsorganisationen versuchen, die Kinder und ihre Familien mit dem Nötigsten zu versorgen. So haben die SOS-Kinderdörfer bereits 1978 das erste Kinderdorf in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, eröffnet. Seit 2002 existiert ein zweites Dorf in Malakal. Weitere Projekte, wie etwa der Bau eines Brunnens, einer Schule und eines Nothilfecamps sollen die schlimmste Not lindern.

Faktor Psyche

Auch andere Organisationen wie UNICEF verstärkten in den vergangenen Jahren ihre Hilfeleistungen für den Sudan. Sie versorgen die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medizin.

Allerdings kam die psychologische Hilfe der Menschen bisher zu kurz. Dabei gehen Psychologen davon aus, dass es enorm wichtig ist, den Kindern in den Krisengebieten zu helfen. "Es hilft, die Kinder mit den Situationen zu konfrontieren, die die emotionalen Reaktionen ausgelöst haben", sagt Christian Honold, Psychologe und Leiter der Hermann-Gmeiner-Akadademie in Innsbruck. Die Kinder sollten ermutigt werden, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, sagt Honold. "Man muss die Erfahrungen und Gefühle der Kinder in den Alltag integrieren und ihnen Zeit geben, einfach nur Kind zu sein.“

"Abgewiesen wird niemand"

Um den Kindern professionelle psychologische Unterstützung anbieten zu können, haben die SOS-Kinderdörfer nun die erste psychosoziale Klinik im Sudan eröffnet. Die Einrichtung befindet sich in der Nähe des Nothilfelagers Abu Shok, in dem mehr als 46.000 Flüchtlinge leben. 80 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.

In der Klinik werden derzeit wöchentlich 75 Kinder und Jugendliche behandelt. Einige von ihnen kommen mehrmals wöchentlich oder sogar täglich zur Beratung und Therapie. "Abgewiesen wird niemand“, sagt Andrea Seifert von SOS-Kinderdörfern. "Wir stehen mit unserem Projekt allerdings noch am Anfang, und manche Menschen sind noch skeptisch.“ Die Organisation hoffe aber, dass sich die Erfolge der Klinik bald herumsprechen und mehr Familien die Hilfe der Experten in Anspruch nehmen.

Suche nach ein wenig Normalität

In der "Darfur Psychological Clinic“ versuchen drei Psychologen, sechs ehrenamtliche Helfer und ein Psychiater den Flüchtlingskindern bei der Überwindung ihrer Traumata zu helfen. Die Experten arbeiten in Spiel- und Musiktherapien mit den Kindern und ermutigen sie, das Erlebte zum Beispiel in Theaterstücken zu verarbeiten. Ein Spielplatz soll den Kindern ein Stück Normalität in sicherer Umgebung zurückgeben.