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Stürmischer US-Wahlkampf voller Hurrikan-Fakes

11. Oktober 2024

Zahlreiche Menschen sind bei den Stürmen Helene und Milton in den USA ums Leben gekommen. Donald Trump verbreitet im Wahlkampf Falschinformationen über die Stürme, und Kamala Harris wird von Konservativen kritisiert.

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Republikanischer Präsidentschaftskandidat und ehemaliger Präsident Donald Trump vor einer US-Flagge
Donald Trump behauptet, Amerikaner hätten nach Hurrikan Helene keine Hilfe von ihrer Regierung bekommen.Bild: Andy Manis/AP Photo/picture alliance

Joe Biden hatte die Nase voll, das konnte man deutlich sehen, als er am Donnerstag ein kurzes Statement vor Journalisten abgab. "Jeder, der versucht, Kapital aus der Verzweiflung unserer Landsleute zu schlagen, egal, ob es eine Firma ist, die Wucher betreibt, oder ein Bürger, der seine Nachbarn hereinlegen will - wir werden euch verfolgen und zur Verantwortung ziehen", sagte der US-Präsident.

Es geht um Vorfälle, die sich in den vergangenen Tagen und Wochen in den Bundesstaaten zugetragen haben, die von den Wirbelstürmen Helene und Milton betroffen waren. Menschen, die beispielsweise mit dem Flugzeug aus Florida fliehen wollten, bevor Hurrikan Milton in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dort auf Land traf, teilten teils exorbitante Ticketpreise in den sozialen Medien. Auch bei Hotels und privat vermieteten Airbnb-Unterkünften soll es in Florida in dieser Woche zu enorm erhöhten Preisen gekommen sein.

Aber Biden ging es nicht nur um Wucher, er verurteilte außerdem die "unverantwortlichen Falschinformationen, oder schlicht und einfach Lügen", die seit Hurrikan Helene in Umlauf gebracht werden - und zwar vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump .

Trumps folgenschwere Falschinformationen über Wirbelstürme

Hurrikan Helene hatte Ende September verheerenden Schaden in mehreren Bundesstaaten im Südosten der USA angerichtet, mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Während die Aufräumarbeiten noch im Gange waren, wetterte Trump gegen die US-Regierung, angeführt von Biden und der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris.

"Das Weiße Haus tut gar nichts", sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Wisconsin am vergangenen Sonntag. "Sie haben die größtenteils republikanische Gegend [in der Helene Schaden anrichtete] im Stich gelassen."

Seine Anhänger reagierten mit lautstarker Entrüstung. Aber: Die Aussage stimmt so nicht. Die republikanischen Gouverneure betroffener Bundesstaaten wie Georgia und Florida erklärten, sie seien in Kontakt mit Biden, und hätten von Washington die Hilfe bekommen, die sie brauchen.

Doch Trumps Wahlkampfgetöse über das angebliche Achselzucken der Biden-Administration verfängt mehr als die Wahrheit, und hat "einen riesigen Einfluss auf das Vertrauen der Amerikaner in ihre Regierung", so Kathryn Olmsted, Geschichtsprofessorin an der University of California in Davis.

"Wenn ein Präsidentschaftskandidat und ehemaliger Präsident den Menschen erzählt, sie könnten nicht glauben, was die aktuelle Regierung sagt, und dass die Regierung sich weigere, ihnen zu helfen und sie anlügt, dann werden [Trumps] Unterstützer natürlich glauben, dass er die Wahrheit sagt", schreibt Olmsted, die zu Verschwörungstheorien forscht, in einer Email an die DW.

Kampf gegen Hurrikan-Gerüchte im Netz

Trump hatte außerdem FEMA, die US-Agentur für Katastrophenschutz, kritisiert. Millionen FEMA-Gelder seien an irreguläre Migranten gegangen, deswegen sei nun nichts mehr für die Hurrikan-Opfer übrig, so Trump. Und außerdem zahle die Regierung den Menschen, die im Hurrikan alles verloren haben, nur 750 Dollar an Hilfeleistungen.

Auch das ist falsch. FEMA unterhält zwar ein Programm, das Migranten hilft, aber dessen Budget ist komplett unabhängig von dem für die Katastrophenhilfe. Und 750 Dollar sind nur die erste Soforthilfe, die betroffene Bürger für das Nötigste wie Essen, Kleidung und Babynahrung bekommen. Danach stehen denen, deren Häuser zerstört wurden, mehrere zehntausend Dollar zu. Das erklärt die FEMA auf einer Website, die Mitarbeiter eigens angelegt haben, um gegen die Falschinformationen vorzugehen.

Auch die Biden-Regierung geht online aktiv gegen Hurrikan-bezogene Falschinformationen vor.  Im Social Media-Forum Reddit hat das Weiße Haus einen Account, wo es Bilder und Informationen darüber teilt, wie die Regierung auf die Wirbelstürme Helene und Milton reagiert.

"Falschinformationen machen es schwerer, Menschen zu helfen"

Damit beschreitet die US-Regierung einen außergewöhnlichen Weg. Aber es steht eben nicht nur der eigene Ruf kurz vor den Präsidentschaftswahlen auf dem Spiel. Die Falschinformationen schaden den Menschen, die Hilfe am dringendsten nötig haben.

"Fake News machen es der Regierung sehr viel schwerer, Menschen zu helfen", sagt Olmsted. "Opfer einer Katastrophe könnten sich weigern, in eine Notunterkunft zu gehen, Evakuierungsaufforderungen nachzukommen oder Unterstützung von der Regierung anzunehmen."

Bei Hurrikan Milton, der diese Woche in Florida Schäden in Millionenhöhe anrichtete und mindestens 16 Menschen tötete, seien die Auswirkungen von Trumps Worten zu beobachten gewesen.

"Ich bin sicher, dass das einige Trump-Unterstützer beeinflusst hat", sagt Olmsted. "Er hat ihnen gesagt, sie sollten ihren Regierungsmitarbeitern nicht trauen, also warum sollten sie deren Evakuierungsaufforderungen nachkommen?"

Harris' umstrittener Auftritt im Late-Night TV

Auch Kamala Harris, die demokratische Präsidentschaftskandidatin und aktuelle Vizepräsidentin, kritisierte Trumps Verhalten in einem Interview mit "The Late Show"-Moderator Stephen Colbert.

"Was mich so aufregt ist der Gedanke, dass ein Politiker seine Spielchen mit diesen Menschen treibt, die ein solches Leid durchleben", sagte Harris in einer Folge der als liberal bekannten TV-Sendung, die am Dienstagabend ausgestrahlt wurde. "Um einen politischen Vorteil zu erlangen, erzählt er Lügen, die Menschen misstrauisch machen sollen gegenüber der Hilfe, die ihnen zur Verfügung steht."

Doch auch Harris sah sich einiger Kritik ausgesetzt. Der Auftritt der Vizepräsidentin in der politischen Comedy-Talkshow, bei dem sie mit Colbert ein Bier trank, sei extrem unpassend gewesen, sagten die Moderatoren der Talkshow "Fox and Friends".

Eine Präsidentschaftskandidatin könne nicht in einer so "seichten" Sendung wie der "Late Show" auftreten, während Menschen in North Carolina noch mit den Folgen von Hurrikan Helene zu kämpfen haben, kritisierten die Moderatoren des als Trump-freundlich bekannten TV-Senders Fox News.

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker