Städtereisen in Europa: Aufschwung zwischen Freude und Frust
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie atmet die Branche auf: Die Touristen sind zurück. Europas Metropolen vermelden steigende Besucherzahlen, einige knacken sogar Rekorde. Doch die Freude ist nicht überall ganz ungetrübt.
Paris
2019 war Paris die meist besuchte Stadt Europas. Unübertroffen ist der Mix aus eleganten Boulevards, Mode, Esskultur und Lebensart. Dann legte die COVID-Pandemie den Tourismus lahm. 2022 nun knüpft die Seine-Metropole mühelos an ihr Vor-Corona-Niveau an: Allein zwischen Juni und August kamen 10 Millionen Gäste, im Juli waren es sogar etwas mehr Besucher als vor der Pandemie.
London
VisitBritain prognostiziert für dieses Jahr 27 Millionen Besucher in ganz Großbritannien, 2019 waren es allein in London 21 Millionen. Da ist also noch Luft nach oben. Ein guter Zeitpunkt für einen Städtetrip: Keine Warteschlangen vor den vielen Sehenswürdigkeiten (Foto: Westminster), den Museen und Galerien und möglicherweise auch nicht an den Theken der Pubs.
Berlin
Auch in Berlin geht noch mehr. Etwa 5,5 Millionen Besucher reisten in den ersten sieben Monaten nach Berlin, 30 Prozent weniger als 2019. Allerdings bleiben die Besucher länger und reisen häufiger mit der Bahn an. Ein kleiner Schritt in Richtung nachhaltiges Reisen, was in fast allen europäischen Metropolen während der Pandemie ein großes Thema war - aber selten zu konkreten Maßnahmen führte.
Prag
Wer in diesem Sommer in Prag war, konnte die Stadt voll erleben - aber nicht brechend voll. Die tschechische Hauptstadt mit ihren 1,3 Millionen Einwohnern litt vor Corona unter Overtourism. 2022 bewegen sich die Besucherzahlen unterhalb des Niveaus von 2019 - das ist in den meisten ost- und mitteleuropäischen Städten der Fall. Wegen des Ukraine-Kriegs meiden Reiseveranstalter den Osten Europas.
Venedig
Overtourism machte Venedig vor Corona zu schaffen - und jetzt wieder. Touristen drängen sich auf den Brücken, lange Schlangen vor dem Dogenpalast. Zwar sind es noch nicht ganz so viele Gäste wie 2019, aber für die Einheimischen sind es bereits wieder längst zu viele. Ab Januar 2023 müssen Tagesausflügler für den Besuch der Stadt eine Reservierung vornehmen und eine Eintrittsgebühr zahlen.
Barcelona
Barcelona ist wie Venedig ein Symbol für Overtourism. 2019 brach der August mit 3,3 Millionen Übernachtungen alle Rekorde. 3,1 Millionen waren es auch im Juli diesen Jahres wieder. Neue Regeln sollen die Besucherströme in der Altstadt lenken: begrenzte Zeitfenster für Gruppen, Megaphone verboten, Gruppen dürfen nicht mehr stehen bleiben. Ob das hilft?
Lissabon
Trotz Dürresommer und Wassernot, Urlaub mit Sonnengarantie - das wollen alle. Die Touristen strömten an die Küsten und in die Hauptstadt Lissabon wie vor der Pandemie. Die Stadt am Atlantik ist bei ausländischen Gästen sehr beliebt. Es könnten noch ein paar neue Fans dazu kommen: Lissabon wurde im Oktober mit dem World Travel Award 2023 als Europas attraktivstes Kurzreiseziel gekürt.
Athen
Geschichte, Kultur und wer will auch Strand - all das hat Athen zu bieten. Nach dem Stillstand durch die Pandemie, verspricht dieser Sommer Rekord-Einnahmen. So wie es aussieht, könnte es sogar besser laufen als 2019 - als 33 Millionen Gäste kamen. Die griechische Regierung reitet die Welle und plant Investitionen, um über die Sommersaison hinaus Gäste im ganzen Land anzulocken.
Dubrovnik
Weltkulturerbe-Stadt, Game of Thrones-Kulisse - die Altstadt von Dubrovnik wird wieder von Touristen geflutet. Kroatien erlebt wie Griechenland eine mehr als gute Saison. Nach Prognosen der Kroatischen Nationalbank werden die Tourismuserlöse im Jahr 2022 rund 11,3 Milliarden Euro betragen - und damit die Einnahmen von 2019 sogar um fast eine Milliarde Euro übertreffen.