Sturmtief "Poly" trifft Norddeutschland und Niederlande
5. Juli 2023Der Sturm bringt an den deutschen Küsten Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde mit sich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Für einen Sommersturm sei das "wirklich extrem" hieß es. Der niederländische Wetterdienst Weeronline teilte mit, es handele sich um den schwersten je verzeichneten Sommersturm in der Geschichte des Landes. Üblicherweise treten solche Stürme im Land eher zwischen Oktober und April auf.
Sturmtief "Poly" zieht von den Niederlanden über Norddeutschland und die Nordsee in Richtung Dänemark. Im Norden Deutschlands sind vorrangig Teile Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Bremens betroffen. Dazu wird es laut DWD regnerisch, einzelne Gewitter sind möglich. Vom Emsland bis nach Schleswig-Holstein könne es vereinzelt orkanartige Böen geben, an der Nordsee auch Orkanböen, also noch höhere Windgeschwindigkeiten. "Je küstennäher man ist, desto gefährlicher ist es", sagte ein Sprecher des DWD. Der Seewetterdienst Hamburg gab eine amtliche Sturm-Warnung auch für die deutsche Ostseeküste heraus.
Aber auch im Landesinneren soll der Wind mit mehr als 100 Stundenkilometern über Bremen und Niedersachsen fegen, bevor er in der Nacht nachlässt. Der Sturm führte teils bereits zu Verkehrsbehinderungen. So fielen einige Fähren zur Nordseeinsel Pellworm und den Halligen aus, Bahnstrecken waren nicht regulär befahrbar. Bäume seien auf die Gleise zwischen Emden und Leer gefallen, sagte eine Sprecherin der Bahn.
Zwei Frauen sterben durch entwurzelte Bäume
In Niedersachsen wurde eine Fußgängerin von einem umstürzenden Baum erschlagen. Wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte, war die 64-Jährige in Rhede im Emsland mit ihrem Hund spazieren.
Auch in den Niederlanden ist eine Frau ums Leben gekommen. Die 51-Jährige starb nach Angaben der Polizei in der Stadt Haarlem in ihrem Auto, als ein Baum auf das Fahrzeug gestürzt war. Mehrere Menschen wurden durch umstürzende Bäume verletzt.
In den Niederlanden gilt die höchste Warnstufe
Der Wetterdienst verhängte für weite Teile des Landes angesichts von Windgeschwindigkeiten von bis zu 145 Kilometern pro Stunde die höchste Warnstufe. Die Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen, in Häusern zu bleiben. In der Nordhälfte der Niederlande wurde der Bahnverkehr eingestellt, einige Autobahnen gesperrt und Schulen und Parks teils geschlossen. In einigen Städten blieben die Busse in den Depots. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol, einem der wichtigsten Luftdrehkreuze in Europa, wurden rund 400 Flüge gestrichen.
Beobachter verwiesen als Grund für die starken Schäden auch auf den geschwächten Zustand vieler Bäume nach einer ungewöhnlichen langen Trockenzeit hin. Zudem sind die Bäume aktuell voll belaubt, womit sie dem Wind eine viel größere Angriffsfläche als im Winter bieten.
qu/uh (dpa, afp, rtr)