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Stunden der Entscheidung

Nadina Schwarzbeck13. August 2013

Die Wahllokale haben geschlossen, die Stichwahl ist beendet. Für Beobachter überraschend schnell hat Boubacar Keïta das Rennen um das Präsidentenamt gewonnen - ein Rückblick auf die entscheidenden Stunden.

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Eine Frau gibt in Bamako zur Stichwahl ihre Stimme ab. (Foto: REUTERS/Joe Penney)
Stichwahl am 11.08.2013 - weniger Urnengänger als zur Wahl; Anhänger ausgeschiedener Kandidaten blieben oft zuhause.Bild: Reuters

Rund 6,5 Millionen Malier wurden am Sonntag (11. 08.2013) ein zweites Mal an die Wahlurnen gebeten. Der erste Wahlgang liegt nur zwei Wochen zurück: die Präsidentschaftswahl 2013 hatte jedoch keinen klaren Sieger hervorgebracht. Deshalb wurde eine Stichwahl zwischen dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ibrahim Boubacar Keïta und Ex-Finanzminister Soumalia Cissé angesetzt. Keïta galt bereits als Favorit, da er im ersten Wahlgang rund 40 Prozent der Stimmen erlangte. Sein Kontrahent Cissé konnte nur knapp 19 Prozent der Wähler überzeugen.

"Ich hatte einen sehr positiven Eindruck, die Wahl ist ruhig und friedlich verlaufen", sagt Annette Lohmann, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Malis Hauptstadt Bamako, im DW-Interview. Doch während beim ersten Wahlgang die Beteiligung landesweit bei knapp 50 Prozent lag, seien dieses Mal weniger Malier wählen gegangen, so Lohmann. Eine offizielle Zahl der Wahlbeteiligung wurde aber bisher nicht veröffentlicht.

Wahlstation mit Wahlhelfern in Bamako am 11. August 2013. (Foto: REUTERS/Joe Penney)
Warten auf die Wähler: Die Beteiligung der Stichwahl lag voraussichtlich bei unter 50 Prozent.Bild: Reuters

Heftiger Regen behindert Urnengang

Am Morgen der Wahl hatte es in vielen Regionen des Landes heftig geregnet, was in dem Wüstenstaat, der vor allem im Norden schlechte Straßen hat, den Gang zum Wahllokal deutlich erschwerte. Wer wählen wollte, musste sich durch Schlamm und Matsch kämpfen. Christopher Fomunyoh von der amerikanischen Nichtregierungsorganisation "National Democratic Instititute" sieht den Regen aber nicht als einzigen Grund für die Zurückhaltung der Wähler.

"Unterstützer von Kandidaten, die es nicht in die Stichwahl geschafft haben, sind lieber zu Hause geblieben, anstatt für einen anderen Kandidaten zu stimmen", berichtet Fomunyoh im DW-Gespräch aus Bamako. Die Stichwahl sei aber - im Vergleich zum ersten Wahlgang - viel besser organisiert gewesen. Während vor zwei Wochen einige Malier nicht gewusst hätten, welches Wahllokal für sie zuständig sei, habe diesmal Klarheit darüber bestanden, so Fomunyoh weiter.

Ein Mann betrachtet die Lister der Wahlberechtigten für die Botschaft Malis in Paris. (Foto: KENZO TRIBOUILLARD/AFP/Getty Images)
Abstimmung im Ausland: Liste Wahlberechtigter Malier für die Pariser BotschaftBild: Kenzo Tribouillard/AFP/Getty Images

Die Präsidentschaftswahlen gelten als richtungsweisend für Mali. Sie sollen das Land stabilisieren und zur Demokratie zurückführen. Es sind die ersten Wahlen nach dem Staatsstreich vom 22. März 2012 und der monatelangen Besetzung des Nordens durch Islamisten und die Befreiungsbewegung von Azawad - die MNLA. Die von Islamisten angedrohten Anschläge sind bei beiden Wahlen ausgeblieben. Tausende afrikanische und französische Soldaten sorgten auch bei der Stichwahl für Sicherheit.

Steiniger Amtsantritt für neuen Präsidenten

Trotz des unbehinderten Wahlverlaufs: "Nicht alle, die hätten wählen können, wurden auch erfasst. Flüchtlinge konnten fast gar nicht wählen", bedauert Annette Lohmann. Etwa 200.000 Malier sind wegen der Kämpfe um den Norden Malis nach UN-Angaben in die Nachbarländer Burkina Faso, Niger, Mauretanien oder nach Algerien geflohen.

Kombibild Keita und Cissé. (Foto: EPA/TANYA BINDRA/dpa) Rechts: ARCHIV - Soumaila Cisse, Präsidentschaftskandidat in Mali, spricht am 02.05.2013 zu seinen Unterstützern in Bamako, Mali. Am 11.08.2013 findet die Stichwahl zwischen dem früheren Ministerpräsidenten Keïta und Cissé statt. Foto: EPA/TANYA BINDRA +++(c) dpa - Bildfunk+++
Gewinner und Verlierer: Boubacar Keïta (links) und Soumalia Cissé

Wahlsieger Keïta steht jetzt vor großen Herausforderungen: Die Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 1,2 Prozentpunkte geschrumpft, die Infrastruktur des Nordens durch den heftigen Krieg zerstört und der Frieden mit den Rebellen noch brüchig. "Unser Land ist nicht leicht", betonte Keita nach seiner Wahl. Dennoch "wird alles gehen".