Syriens bedrohtes Erbe
21. Oktober 2015Die Plünderung von Kulturgütern in Syrien geht nicht nur auf das Konto der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), vielmehr sind dafür auch die anderen Kriegsparteien verantwortlich. Das ist die zentrale Aussage einer in der Zeitschrift "Near Eastern Archeology" veröffentlichten Studie des US-Archäologen Jesse Casana von der Universität Dartmouth im US-Bundesstaat New Hampshire. Für die Studie wurden Satelliten-Aufnahmen von 1300 archäologischen Stätten in Syrien ausgewertet, was etwa einem Sechstel des Bestandes entspricht.
Die vom IS zu verantwortenden Zerstörungen seien "schrecklich", sagte Casana der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt aber Zerstörungen von einem ebenso großen Ausmaß an einer großen Anzahl von Stätten in Syrien." Die Zerstörungen in den Gebieten, die vom IS kontrolliert werden, seien oftmals gravierender. Es gebe aber ebenso Beweise für Zerstörungen in Gebieten, die von den syrischen Regierungstruppen, von kurdischen oder sonstigen oppositionellen Gruppen kontrolliert würden. Es sei "ein Problem des Krieges", nicht ein spezifisches IS-Problem.
Der IS hatte die Zerstörung historischer Stätten in Syrien eigens in Szene gesetzt, insbesondere in der Oasenstadt Palmyra. So sprengten die IS-Dschihadisten Anfang Oktober den berühmten, 2000 Jahre alten Triumphbogen von Palmyra und setzte damit die systematische Zerstörung der antiken Stätten der Oasenstadt fort. Der IS hatte zuvor bereits die bedeutenden Tempel Baal und Baal Schamin sowie mehrere Grabtürme in Schutt und Asche gelegt.
Die bisher gut erhaltenen Ruinen Palmyras gehören seit 1980 zum Unesco-Weltkulturerbe. Die zentralsyrische Oasenstadt war mit ihren Bauten aus den ersten Jahrhunderten nach Christus eines der herausragenden Zentren im Altertum. Der IS hatte Anhänger des syrischen Regimes im Mai von dort vertrieben. Die Extremisten enthaupteten auch den ehemaligen Chef-Archäologen von Palmyra, Khaled Asaad.
stu/se (afp, dpa)