Studie: Mehr Zustimmung zu Willkommenskultur
24. Januar 2019Die Studie "Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit - ZuGleich 2018" der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick und Madlen Preuß zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Deutschen unter sich bleiben wolle. Eine stärkere Willkommenskultur wünschten sich 37 Prozent der Befragten - knapp zehn Prozent mehr als 2016. Neutral äußerten sich 32 Prozent. 31 Prozent lehnten eine stärkere Willkommenskultur ab.
Damit näherten sich die Werte 2018 wieder denen von 2014 an, erklärt Studienautor Zick. Eine veränderte Stimmung zeige sich aber bei Fragen, was den Zugewanderten an Rechten und Bewegungsspielraum zugestanden werden soll. Zwar sagt eine Mehrheit, Zuwanderer sollten die gleichen Rechte haben - doch nahm von 2014 bis 2018 der Anteil derer zu, die meinen, Zuwanderer sollten sich erst mal hinten anstellen und mit weniger zufrieden geben als die Alteingesessenen.
Zugehörigkeit zu Deutschland
Auf die Frage, welche Kriterien wichtig seien, um zur deutschen Gesellschaft dazuzugehören, verwiesen über 91 Prozent auf die deutsche Sprache und knapp 87 Prozent auf die Achtung deutscher Institutionen und Gesetze. Besondere Kriterien wie das Geburtsland Deutschland oder die christliche Religionszugehörigkeit forderten nur noch rund 15 Prozent der Befragten. Das sind halb so viele wie 2014. Eine soziale Abschottung der Migranten von Deutschen lehnten drei Viertel aller Befragten klar ab.
"Einstellungen zur Aufnahme von Geflüchteten und zur kulturellen Diversität in Deutschland haben in den Vorjahren die Gesellschaft polarisiert und in Teilen gespalten", sagte Zick. Dieses Klima habe sich im vergangenen Jahr wieder entspannt. "Vielfalt ist im öffentlichen Raum, im Alltag, in den Lebensbereichen der Befragten zur Normalität geworden und das fördert die Integrationskraft".
Die Studie "ZuGleich" wird von der Stiftung Mercator gefördert und erhebt alle zwei Jahre in repräsentativen Umfragen, wie Bürgerinnen und Bürger zur Willkommenskultur stehen, welche Kriterien sie für die Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft anlegen und wie sie sich das Zusammenleben künftig vorstellen. Für diese Erhebung wurden von März bis Juli vorigen Jahres 2.009 Personen telefonisch befragt.
"Islamophobie ohne Muslime"
Zugleich thematisiert eine weitere Studie des Leibniz-Wissenschaftscampus "Eastern Europe" das Phänomen der Islamfeindlichkeit. Forscher beobachten eine zunehmende "Islamophobie ohne Muslime". Insgesamt stellt die Publikation "Islamophobie in Osteuropa verstehen und erklären" fest, dass Islamfeindlichkeit in Osteuropa zunimmt und es Parallelen zu Westeuropa gibt.
Der Herausgeber und Soziologe Alexander Yendell erklärt: "Es wird immer wieder sichtbar, dass dort die Islamfeindlichkeit besonders hoch ist, wo kaum oder sogar gar keine Muslime leben." Das gelte ganz besonders stark für Osteuropa.
Zudem sei erschreckend, welche Ausmaße Islamfeindlichkeit annehme, sagte Yendell: "Beispielsweise tragen in Polen rechtskonservative Klerikale massiv zur Islamfeindlichkeit bei, und in Tschechien werden selbst in Schlagersongs Muslime abgewertet."
Yendell erläuterte: "Insbesondere Bedrohungsgefühle, wenn Menschen sich materiell beziehungsweise ökonomisch und auch physisch durch Zuwanderer bedroht fühlen, stehen in Zusammenhang mit der Abwertung von Muslimen." Aber auch eine symbolische Bedrohung spiele eine Rolle, "wenn Menschen glauben, dass ihre Kultur durch Zuwanderung in Gefahr ist".
ni/rb (epd, kna)