Kupfer killt Krankenhauskeime
4. März 2016MRSA- und MSSA-Keime lauern in Krankenhäusern vor allem auf Flächen, die häufig berührt werden. Mit den Gefahren haben sich Wissenschaftler der University of Southampton in #link:http://www.southampton.ac.uk/news/2016/02/copper-and-mrsa.page:einer Studie# beschäftigt, die jetzt in der Fachzeitschrift "Applied and Environmental Microbiology" veröffentlicht wurde.
Über simulierte Fingerabdrücke wurden MRSA- und MSSA-Keime auf rostfreien Stahl gebracht. Die Erreger waren lange aktiv. Anders war es auf einer Kupferoberfläche - dort starben die Keime wesentlich schneller ab. Gegen Desinfektionsmittel und Antibiotika haben die Keime verschiedene Mechanismen entwickelt, die zu Resistenzen gegenüber Antibiotika, aber auch Desinfektionsmitteln geführt haben.
Tausendmal berührt
Das Asklepios Klinikum Harburg in Hamburg hatte bereits 2008 und 2009 Kupferklinken erfolgreich getestet. In einem Projekt waren herkömmliche Türklinken durch Griffe aus Kupfer ersetzt worden. Der groß angelegte Test habe erstaunliche Ergebnisse gebracht, erklärt Susanne Huggett. "Wir konnten feststellen, dass auf den Kupferklinken weniger Erreger nachweisbar waren als auf den üblichen Klinken", so die ärztliche Leiterin des Asklepios Großlabors MEDILYS.
Im Vergleich mit Klinken aus Edelstahl oder Kunststoff hat das Kupfer die Erreger um mindestens 50 Prozent reduziert." Allein in Deutschland infizieren sich jedes Jahr etwa 400.000 bis 600.000 Krankenhauspatienten mit gefährlichen Erregern. Dadurch können sich Wunden infizieren oder es kann beispielsweise zu Lungenentzündungen kommen. Rund 15.000 Menschen sterben jährlich durch Krankenhausinfektionen.
Tests glänzend bestanden
An dem Feldversuch war auch das Deutsche Kupferinstitut beteiligt. Es verknüpft Forschung und praxisnahe Anwendung miteinander und unterstützt Entwicklungen wie die Einführung der Kupferklinken, die aus 70 Prozent Kupfer bestehen. Die Gefahr, dass sich Bakterien, Pilze und Viren darauf verbreiten, ist erwiesenermaßen gering, da Kupfer antimikrobiell wirkt. Das ist nicht nur im allgemeinen Klinikbereich sehr wichtig, sondern gerade in so sensiblen Bereichen wie auf Intensivstationen.
Die Hamburger Kliniken nehmen eine Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, gefährliche Erreger und die gefürchteten multi-resistenten Keime (MRSA, Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) zu bekämpfen. Insgesamt 600 neue Kupfer-Türklinken hat das Klinikum 2014 in einem Neubau des Krankenhauskomplexes angebracht.
Schönheitsfehler
Aber nach den ersten Erfahrungen 2008/2009 habe es auch Grund zur Kritik gegeben, so Susanne Huggett. "Diese Klinken haben sich verfärbt, denn sie wurden regelmäßig mindestens einmal am Tag mit einem Flächendesinfektionsmittel gereinigt. Wenn Sie auf einem Kupferdach eine Verfärbung haben, dann ist es schön, wenn sich das Kupfer grünlich färbt. Aber bei Türklinken? Da denkt man, die Klinke sei schmutzig." Der Hersteller hat die Kritik der Klinik ernst genommen und eine neue Legierung entwickelt, die den Anforderungen in der Klinik gerecht wird, nicht nur, wenn es um die Hygiene geht, sondern eben auch bei der Optik.
Wundermittel Kupfer?
Schon mehr als 2000 Jahre vor Christus wussten die Ägypter um die Wirkung von Kupfer. Mit Spänen des Metalls desinfizierten sie ihr Trinkwasser und verließen sich auch bei verschiedenen Erkrankungen darauf, dass Kupfer hilft. Die Griechen behandelten Infektionen mit Kupfer, die Römer Wunden, Geschwüre und Hautleiden, und auch für die Azteken war Kupfer ein wichtiges Mittel in der Medizin, vor allem bei Infektionen in Mund und Rachen. Die Perser schließlich verwendeten Kupfer, um Furunkel zu behandeln oder Augeninfektionen. Bei anderen Völkern wiederum kam Kupfer bei Kopfschmerzen und Krämpfen oder bei Brandwunden zum Einsatz.
Der Mediziner Paracelsus, der Ende des 15. Jahrhunderts geboren wurde, behandelte Wurmerkrankungen mit Kupfer. Er setzte das Halbedelmetall sogar bei Asthma und Epilepsien ein, genauso wie bei Tuberkulose und Cholera. "Wir konnten feststellen, dass Bakterien absterben, wenn sie direkten Kontakt zur Kupferoberfläche haben. Die Zellwand der Bakterien wird dabei vermutlich zerstört“, beschreibt Susanne Huggett die Wirkung von Kupfer.
Ergänzung, aber kein Ersatz
Die keimreduzierende Wirkung des Kupfers ist eindeutig. Ersatz für etablierte Hygienemaßnahmen seien die Kupferklinken aber nicht, gibt Susanne Huggett zu Bedenken. "Die Kupferklinken sind ein zusätzlicher Baustein, um das Thema Hygiene in das Bewusstsein zu rücken." Das Personal müsse sich selbstverständlich weiterhin an die herkömmlichen Hygienestandards halten. Das gilt für alle, die sich in einer Klinik aufhalten. Und - Kupferklinken sind um etwa 50 Prozent teurer als Edelstahlklinken von hochwertiger Qualität.
"Inzwischen gibt es auch Hinweise für Patienten und Besucher, sich in bestimmten Situationen die Hände zu desinfizieren. Dazu haben wir ganz gezieltes Informationsmaterial zusammengestellt." Aber eine wertvolle Ergänzung sei der Einsatz von Kupfer in jedem Fall. Nicht nur Türklinken können zu verbesserten Hygienestandards beitragen.
"Es gibt andere Gegenstände, die sehr häufig mit den Händen berührt werden. Das sind zum einen Türöffner, die elektrisch funktionieren. Dann gibt es Kontaktpunkte, wie etwa bei Fahrstühlen oder auch an Kassenautomaten. Direkt im Patientenzimmer gibt es viele Anwendungsbereiche, zum Beispiel Griffleisten an Betten", sagt Susanne Huggett. Türklinken, Griffe und Schalter aus Kupfer - überall dort, wo erhöhte Ansteckungsgefahr besteht, kann Kupfer also helfen, die Infektionen durch Erreger besser in den Griff zu bekommen.