Studie: Schaden durch Datendiebstahl
21. Juli 2017Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) in Deutschland sind einer Studie des Digitalverbands Bitkom zufolge in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Sabotage, Spionage und Datendiebstahl geworden. Dabei sei ein geschätzter Schaden von rund 55 Milliarden Euro pro Jahr entstanden.
"Das ist eine unglaubliche Schadensbilanz", sagte Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) am Freitag bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Die Summe käme fast an den gesamten Staatshaushalt des Freistaats Bayern mit 58 Milliarden Euro heran.
Es zeige sich, dass die Gefahr für Unternehmen aller Branchen und jeder Größe real sei, sagte Achim Berg, Präsident des Bitkom. Jeder könne Opfer werden. "Die Studie unterstreicht, dass wir in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 unser besonderes Augenmerk auf die Abwehr von Spionageangriffen auf die deutsche Wirtschaft richten müssen", sagte Maaßen.
Die Täter
Die Angreifer kommen der Studie zufolge zum überwiegenden Teil aus dem Kreis der aktuellen oder ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens, 62 Prozent der Betroffenen haben demnach die Täter in diesem Umfeld identifiziert.
Die Unternehmen sollten sich nicht allein auf eine IT-Firewall verlassen, sondern benötigten auch eine humane Firewall, sagte Maaßen. Dazu gehöre eine Unternehmenskultur, die dazu beitrage, dass Informationsabflüsse durch Mitarbeiter soweit wie möglich reduziert würden.
Mit 41 Prozent folgen darauf Wettbewerber, Kunden, Lieferanten oder Dienstleister. Von Hobby-Hackern wurden 21 Prozent getroffen, lediglich 7 Prozent der Attacken stammten demnach aus der organisierten Kriminalität.
Wenige Anzeigen
Auf ausländische Nachrichtendienste entfielen 3 Prozent der Fälle. Kleine und mittelständische Unternehmen seien dabei oft das vordringliche Ziel, weil sie besonders innovativ seien, sagte Maaßen. Die Absichten der Angreifer reichten von der Spionage über die Sabotage, die gezielte Desinformation bis hin zur Schädigung der Reputation des Wettbewerbers.
Allerdings schaltet nicht einmal jedes dritte betroffene Unternehmen staatliche Stellen nach einem entsprechenden Vorfall ein. Von den Unternehmen, die das überhaupt getan haben, wandten sich demnach 84 Prozent an die Polizei, 57 Prozent informierten die Staatsanwaltschaft. An die Datenschutz-Aufsicht oder an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, das sich als erste Anlaufstelle für solche Vorfälle versteht, wandten sich lediglich jeweils 15 Prozent der Unternehmen.
bea/kle (dpa)