"Stresstest" ist Wort des Jahres
16. Dezember 2011"Stresstest" lautet das Wort des Jahres 2011. Dies gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag (16.12.2011) in Wiesbaden bekannt. "Wir haben das Wort gesucht, das am besten die Diskussion und den Geist des Jahres ausdrückt", sagte der Vorsitzende der GfdS, Armin Burkhardt. Inzwischen würden nicht nur Banken, sondern auch Stuttgart 21, die rot-grüne Landesregierung in Baden-Württemberg und deutsche Atomkraftwerke Stresstests unterzogen.
Der Begriff sei inzwischen in die Alltagssprache übergegangen und habe "politische, wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Relevanz" erlangt, begründete die Jury ihre Wahl. "Es ist zu einem gängigen Wort geworden, das inzwischen auch auf Beziehungskrisen und Fußballer angewendet wird", sagte der Leiter der Dudenredaktion, Werner Scholze-Stubenrecht. Die Duden-Redaktion teilte mit, dass das Wort es in die Neuauflage des Deutschen Universalwörterbuchs und in die Onlineausgabe des Dudens geschafft habe.
Der ursprünglich aus der Medizin stammende Fachbegriff "Stresstest" beschreibt eigentlich einen Test auf einem Laufband, bei dem mithilfe von Elektronen die Belastbarkeit des Körpers geprüft wird.
Sprache spiegelt Wirtschaftskrise wider
Die GfdS-Jury hat eine Rangliste von zehn Wörtern ausgewählt, die in die engere Wahl für den Titel "Wort des Jahres 2011" kamen. Das Jahr wurde durch die europäische Schuldenkrise geprägt, was ebenfalls in der Wortliste berücksichtigt wurde: Hinter "Stresstest" kam "hebeln" als gebräuchlicher Begriff für die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms auf den zweiten Platz.
Rang drei belegte "Arabellion" - eine Wortneuschöpfung als Oberbegriff für die unterschiedlichen Revolutionen und politischen Umbrüche in der arabischen Welt. Die Entscheidung hätte auch auf "Arabischer Frühling" fallen können, sagte Sprachwissenschaftler Burkhardt. In diesem Jahr habe die Wahl der Jury den Nerv des Mainstreams getroffen. Denn unter den 400 Einsendungen mit Vorschlägen für das Wort des Jahres 2011 sei "Stresstest" der Favorit gewesen.
"Guttenbergen" für abschreiben
"Merkozy" auf Platz vier ist eine Wortkreuzung aus Merkel und Sarkozy und soll der GfdS zufolge die weitgehende Einigkeit von Deutschland und Frankreich im Umgang mit der Finanzkrise kennzeichnen. Auf den weiteren Plätzen folgen in Anlehnung an die Plagiatsaffäre des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg unter anderem das Wort "guttenbergen". Der Begriff sei längst zu einem Synonym fürs Abschreiben und Plagiieren geworden, sagte Burkhardt. Das Wort werde vor allem von Jugendlichen häufig benutzt. Vielleicht laute die Erklärungen unter Doktorarbeiten später einmal: "Hiermit erkläre ich, dass ich in der Arbeit nicht geguttenbergt habe." "Guttenbergen" landete daher auf Platz Sieben.
Seit 1971 vergibt die Gesellschaft für deutsche Sprache jedes Jahr den Titel an Wörter oder Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben geprägt haben. Im vergangenen Jahr hatte sich die Jury für "Wutbürger" entschieden. Damals hätten einige kritisiert, dass das Wort zu wenig bekannt sei, so Burkhardt. Doch im Laufe des Jahres habe "Wutbürger" Karriere gemacht.
Autorin: Naima El Moussaoui (dapd, afp, dpa)
Redaktion: Dirk Eckert