Vietnam: Streik bei Adidas-Zulieferern
1. April 2015Es geht nicht um Arbeitsbedingungen, sondern um eine neue staatliche Sozialversicherung. Diese würde die sonst üblichen Abfindungen für in Rente gehende Arbeiter schmälern. Sie sollen ab 2016 bei einer Kündigung keine Einmalzahlung mehr erhalten, sondern einen monatlichen Zuschuss zur Sozialversicherung. Dieser würde allerdings erst fällig, wenn sie das Rentenalter erreicht haben: Männer wenn sie 60 sind und Frauen mit 55 Jahren. Die Streikenden verlangen jedoch eine sofortige Abfindung, um eine finanzielle Reserve zu haben, bis sie eine neue Anstellung finden.
Betroffen ist die taiwanesische Fabrik Pou Yuen bei Ho-Chi-Minh-Stadt. Dort arbeiten rund 90.000 Menschen. Tausende Mitarbeiter haben seit Ende vergangener Woche die Arbeit dort niedergelegt und umliegende Straßen zeitweise besetzt. Vor Ort sind hunderte Polizisten in Bereitschaft, berichteten Lokalmedien.
Die Gewerkschaft gibt sich diplomatisch
Vertreter der Gewerkschaft versuchen zu vermitteln. "Wir verstehen ihr Anliegen und haben das Arbeitsministerium und den Regierungschef gebeten, sich darum zu kümmern", sagte der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes, Dang Ngoc Tung, der Zeitung "Labor". Gleichzeitig rief er die Beschäftigten der Sportschuhfabrik dazu auf, wieder an die Arbeit zu gehen.
Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas bestätigte den Streik. Man sei in engem Kontakt mit dem Zulieferer, sagte eine Unternehmenssprecherin. "Wir hoffen, dass die Parteien an einen Tisch kommen und schnell eine Lösung finden." Aussagen über die Auswirkungen des Streiks ließen sich zu diesem frühen Zeitpunkt nicht treffen. Die Fabrik ist einer von weltweit mehr 1000 Adidas-Zulieferern, allerdings einer der etwas größeren. Die Adidas AG mit Sitz im bayerischen Herzogenaurach gilt nach Nike als der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt.
Streiks sind selten, die Wirtschaft boomt
In Vietnam kontrolliert der kommunistische Einparteienstaat den Sektor streng, Streiks sind selten. Bei steigenden Löhnen in China haben sich in Vietnam in den vergangenen Jahren Tausende Firmen mit teils riesigen Fabriken angesiedelt. Nach Angaben der Agentur für Auslandsinvestitionen gibt es gut 18.000 ausländische Firmen. Allein die Einnahmen aus Textilexporten legten im vergangenen Jahr um rund 16 Prozent auf rund 21 Milliarden US-Dollar (19,5 Mrd Euro) zu. Bei der Produktion von Schuhen fiel der Anstieg noch deutlicher aus. Hier gab es ein Plus von fast 21 Prozent auf gut 19 Milliarden Dollar.
haz/se (rtr, dpa, ap)