Streik trifft Ryanair-Reisende hart
12. September 2018In Deutschland angestellte Piloten und Flugbegleiter der Gesellschaft Ryanair haben für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt. Sie folgten damit einem Aufruf der Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Der Streik begann am frühen Mittwochmorgen und soll bis drei Uhr (MESZ) am Donnerstagmorgen dauern.
Ryanair strich 150 von 400 geplanten Flügen von und nach Deutschland und informierte nach eigenen Angaben alle betroffenen Passagiere. Diese können kostenfrei umbuchen oder den Ticketpreis zurückerhalten, wie das Unternehmen mitteilte. Darüber hinausgehenden Schadensersatz lehnt die Gesellschaft ab. Die übrigen Flüge fänden statt, versicherte Ryanair-Manager Peter Bellew.
"Stillstand am Tariftisch"
Die Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Vergütung für die Beschäftigten. Erstmalig sollen dafür Tarifverträge abgeschlossen werden. Die Vereinigung Cockpit kritisierte, Ryanair habe noch immer "kein verbessertes Angebot unterbreitet. Trotz des deutlichen Zeichens durch den Streik Anfang August herrscht immer noch Stillstand am Tariftisch."
Für Verdi ist es der erste Streik bei Ryanair. Die Gewerkschaft will weitere Arbeitskämpfe folgen lassen, wenn die Fluggesellschaft kein Entgegenkommen zeigt. "Das ist ein erster Warnstreik. Wie es weitergeht, hängt vom Verhandlungsverlauf ab", sagte Vorstandsmitglied Christine Behle. Mit der Vereinigung Cockpit sei man zwar nicht immer einer Meinung, versuche sich aber abzustimmen.
Die derzeitigen Gehälter der Ryanair-Flugbegleiter bezeichnete Verdi als "so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern". Hinzu kämen "schlechte Arbeitsbedingungen und ein massiver Druck auf die Beschäftigten".
Drohungen aus Dublin
Das irische Unternehmen reagierte erbost auf den Streikaufruf, für den es "keine Rechtfertigung" gebe. Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings habe die Vereinigung Cockpit längst niedrigere Gehälter akzeptiert als sie nun bei Ryanair fordere. Zugleich drohte der Billigflieger mit einem Jobabbau: Solche Arbeitskampfmaßnahmen könnten zur Streichung von Standorten und Stellen für Piloten und Flugbegleiter führen, erklärte Marketing-Chef Kenny Jacobs.
Schon im Juli hatte Ryanair seine Beschäftigten in Irland vor einer Verlagerung von Stellen in Niedriglohnländer gewarnt. So solle die Flotte in Irland verkleinert werden - zugunsten von Arbeitsplätzen in Polen, hieß es damals. Nach fünf Streikwellen der Piloten und einer Einigung mit der dortigen Gewerkschaft wurde diese Entscheidung dann wieder zurückgenommen.
ie/wa/ww (afp, dpa, rtr)