Streik in Frankreich - Paris versinkt im Müll
Wegen der geplanten Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron streiken etliche Gewerkschaften, darunter die der Müllabfuhr. Nun füllen sich die Straßen mit Müll und Gestank. Mindestens bis Montag soll der Streik dauern.
Protestwochen gegen Rentenreform
Seit Wochen gehen in Frankreich immer wieder Hunderttausende auf die Straße, um gegen die geplante Rentenreform der Regierung zu protestieren. Am Mittwoch fanden sich im Laufe des Nachmittags - wie hier in Paris - Menschen zu Protestmärschen zusammen. Landesweit erwartet die Polizei etwas weniger Teilnehmer als zuletzt: rund 750.000 Demonstranten.
Mehrheit der Franzosen gegen Macrons Pläne
Besonders Menschen in körperlich anstrengenden Berufen könnte die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre zu schaffen machen. Beschäftigte im öffentlichen Dienst streiken. Der Müll wurde in vielen Städten seit mehr als einer Woche nicht abgeholt. Allein auf den Straßen der Hauptstadt Paris türmen sich bereits mehr als sieben Tonnen Müll.
Ratten an touristischen Hotspots
Überall seien Ratten, sagt Aphaia Samios der Nachrichtenagentur AFP in einem Café mit Blick auf Müllberge: "Es ist ekelhaft. Manche Leute kommen kaum noch in ihr Haus hinein." "Ich wollte eine romantische Reise mit meinem Freund machen", sagt eine deutsche Touristin, aber der Müll verderbe den Charme der Stadt. Mark aus den USA beschwert sich: "Es ist unhygienisch und nicht gut für den Tourismus."
Reform gegen den Volkswillen?
Etwa 70 Prozent der Franzosen lehnen die Reform ab. Auch die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hildago stärkt den Streikenden den Rücken. Sie stehe voll und ganz hinter den Protesten, erklärte sie am Montag: "Wenn das Menschen betrifft, die im öffentlichen Dienst arbeiten - genauso wie die, die bei privaten Firmen angestellt sind - dann sage ich der Regierung: Sprechen Sie mit ihnen!"
Festgefahren oder einfach Stillstand?
Wann die Müllwagen ihre Garage an der Müllverbrennungsanlage in Ivry-sur-Seine wieder verlassen, ist noch nicht klar. Natacha Pommet, Generalsekretärin des Allgemeinen Gewerkschaftsbunds CGT, sieht die Regierung in der Verantwortung für den Streik: "Das Problem ist, dass wir eine Regierung haben, die unbedingt eine Reform umsetzen will, mit der die Mehrheit der Menschen nicht einverstanden ist."
Verhärtete Fronten
Mindestens bis kommenden Montag wollen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst weiter streiken. Derweil tagt ein Vermittlungsausschuss im Parlament. Der Senat hat der Reform bereits zugestimmt. Die letzte Abstimmung im Parlament hat Macron am Donnerstag abgewendet, in dem er einen Verfassungsartikel anwendete, der eine Verabschiedung ohne Abstimmung vorsieht.