Protestwelle erschüttert Griechenland
19. September 2013Dort hatte sich am frühen Mittwoch im Vorstadtbezirk Keratsini die Bluttat ereignet. Der 34-jährige Musiker Pavlos Fyssas - einer der bekanntesten Rapper des Landes - war nach einem Streit niedergestochen worden. Der mutmaßliche Täter soll sich Agenturberichten zufolge als Mitglied der rechtsextremen Partei "Goldene Morgenröte" bezeichnet haben. Die Partei dementierte jedoch, dass sie etwas mit der Tat zu tun habe.
Brandsätze und Steine auf die Polizei
Bei einer Demonstration gegen rechte Gewalt bewarfen in Piräus Vermummte zahlreiche Beamte mit Brandsätzen und Steinen, wie Fernsehbilder zeigten. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, um die Menge auseinander zu treiben. Aufgebrachte Bürger attackierten zudem den Vorsitzenden der ultrakonservativen Partei der Unabhängigen Griechen (AN.EL), Panos Kammenos, mit Faustschlägen, als er den Ort der Messerstecherei besuchen wollte. Polizisten brachten ihn in Sicherheit.
Zusammenstöße zwischen linksgerichteten Demonstranten und den Sicherheitskräften wurden auch aus der Hauptstadt Athen, aus Thessaloniki im Norden und Patras im Westen gemeldet. In Athen beteiligten sich nach offiziellen Angaben rund 5000 Demonstranten an Protestmärschen gegen die Bluttat, in Thessaloniki waren es 6000. In Patras wurde örtlichen Medienberichten zufolge das Stadtzentrum komplett abgeriegelt, nachdem Demonstranten dort Brandsätze geworfen hatten.
Dem Faschismus den Weg versperren
Der Minister für Bürgerschutz, Nikos Dendias, sagte wegen der angespannten Lage einen Italien-Besuch ab. Er kündigte an, die Regierung werde mit den demokratischen Parteien nach Wegen suchen, wie die "Goldene Morgenröte" verboten werden könne. Präsident Karolos Papoulias forderte alle Griechen auf, "dem Faschismus den Weg zu versperren".
Noch vor wenigen Tagen hatte Regierungschef Antonis Samaras die Partei als neonazistisches Gebilde bezeichnet. Ihre Mitglieder hatten in den vergangenen Monaten wiederholt Ausländer attackiert. Die Partei ist mit 18 Abgeordneten im 300 Sitze zählenden Parlament in Athen vertreten.
Auch Beamte protestieren gegen die Gewalt von Rechts
Gegen die rechtsextreme Partei demonstrierten auch tausende Beamte. Die Staatsbediensteten hatten am Mittwoch einen 48-stündigen Generalstreik begonnen, um gegen die Sparpläne der Regierung und geplante Stellenstreichungen zu protestieren. In Athen, Thessaloniki und anderen Städten des Landes beteiligten sich rund 20.000 Beamte an dem Generalstreik.
Die griechische Regierung will bis Ende 2014 rund 15.000 Staatsbedienstete entlassen. Die ersten 4000 sollen noch in diesem Jahr gehen. Der Stellenabbau wurde beschlossen, um weitere Hilfsgelder der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds zu bekommen. Andernfalls hätte dem Land der Staatsbankrott gedroht.
haz/kle (ap,dpa, afp)