Stimmen aus Myanmar 30 Jahre nach der Revolte
30 Jahre nach dem Aufstand von 1988 ziehen damalige und heutige Aktivisten in Myanmar Bilanz. Sie fragen sich: Kann die - zunächst gescheiterte - Revolution ihre Ziele doch noch erreichen?
Win Myint Naing
Der 53-Jährige ist vor zwei Monaten aus dem US-Exil zurückgekehrt und freut sich, das Jubiläum in seiner Heimat begehen zu können. Er denkt nicht, dass die Revolution ihr Ziel erreicht hat: "Wirklich versöhnt mit dem Militär bin ich noch nicht."
U Bo Bo
Der NLD-Parlamentarier hat 20 der vergangenen 30 Jahre seit der Revolution im Gefängnis verbracht. "Der 8. August war ein Meilenstein für unser Volk", sagt er. "Um tatsächlich die Ziele von 1988 zu erreichen, müssen wir es nur noch schaffen, die Verfassung zu ändern und das Militär aus dem Parlament zu verbannen."
Tim Aye Hardy
"Oft wird übersehen, dass es nie einen Prozess des Machtübergangs vom Militär an die Zivilregierung gegeben hätte, wenn wir die Revolution nicht im Exil am Leben erhalten hätten", sagt der Ex-Finanzexperte, der nach 25 Jahren Exil sein Leben in New York gegen Yangon eingetauscht hat. Dort wüssten viele Jugendliche nichts mehr über die Revolution.
Sein Win
"Der Traum von 1988 hat sich nicht erfüllt", sagt Sein Win, Ausbildungsleiter am Myanmar Journalism Institute. "Hat das Militär sich jemals für irgendetwas entschuldigt, was es uns angetan hat?"
Myint Aung
"Der nationale Friedensprozess liegt am Boden, das Wirtschaftswachstum enttäuscht und das Militär sitzt immer noch im Parlament", sagt Myint Aung, Mitglied der "Generation 88". Er hat vor ein paar Monaten die "People Party" mitgegründet. Denn das Volk brauche Alternativen zur NLD.
Kyaw Hla Aung
Der Anwalt der verfolgten Minderheit der Rohingya saß im Gefängnis, als die Revolution ausbrach, weil er sich gegen Landraub durch das Militär einsetzte. "Damals kämpften wir an der Seite der NLD. Heute werden wir von ihr überwacht", sagt er. An die Revolution erinnert er sich dennoch gerne.
Aye Naing
Die Demokratisierung ist noch nicht abgeschlossen", sagt der Journalist beim Sender "Democratic Voice of Burma". Vielen gehe es zu langsam, aber er sei realistisch. Das Militär habe Myanmar sechzig Jahre lang heruntergewirtschaftet. Die NLD regiere erst seit zwei Jahren. "Aber was passiert, wenn Aung San Suu Kyi nicht mehr da ist?" fragt er sich.
Bo Kyi
"So lange es politische Gefangene gibt, wird es in Myanmar keine Versöhnung geben", sagt der Aktivist. "Wir leben in einem Hybrid-Regime aus Militär und ziviler Regierung. Das ist nicht die Demokratie, die wir wollten. Wir müssen weiter kämpfen", fordert Bo Kyi.
Jimmy Ko
"Die Revolution hat meinem Leben Sinn gegeben", sagt der Aktivist der Generation 88. Zum Ende gekommen sei die Bewegung allerdings noch nicht. "Es braucht Zeit bis das Militär die politische Sphäre verlässt."