Stichwort: Mercosur
12. Februar 2002Der "Gemeinsame Markt des Südens" gewährt einen freien Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie ein gemeinsames Außenzollsystem und soll für die Koordinierung der Volkswirtschaften sorgen. Bei der seit März 1991 bestehenden Gemeinschaft handelt es sich um einen 214 Millionen Einwohner umfassenden Markt, dem ein enormes Wachstumspotenzial zugeschrieben wird. Bolivien und Chile sind assoziierte Mitglieder und sollen schrittweise die Vollmitgliedschaft erhalten.
Deutschland wichtigster Handelspartner
Der Mercosur mit den assoziierten Mitgliedern umfasst mehr als 60 Prozent der Fläche und mehr als 45 Prozent der Einwohner Lateinamerikas. Inzwischen können mehr als 90 Prozent aller Produkte zwischen den vier Vollmitgliedern zollfrei gehandelt werden. Der gemeinsame Außenzoll beträgt durchschnittlich zwölf Prozent.
Der wichtigste Handelspartner der Mercosurländer in der EU ist Deutschland. Dem Großraum São Paulo kommt die Rolle des Eingangstores zum Mercosur zu. Unter den vielen multinationalen Unternehmen, die in der brasilianischen Metropole ihre Südamerikazentrale angesiedelt haben, ist Deutschland mit rund 800 Firmenablegern vertreten. Damit ist Sao Paulo die Stadt mit den meisten deutschen Unternehmen weltweit. Der wachsende wirtschaftliche Einfluss der USA im Süden des Kontinents macht den deutschen Unternehmen allerdings zu schaffen.
Sorgenkind Argentinien
Das größte Sorgenkind im Mercosur ist derzeit Argentinien. Die dortige Finanzkrise hat ein krasses Maß erreicht und droht, ähnlich wie die Mexiko-Krise von 1994, ganz Lateinamerika in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu stürzen. Argentinien sitzt auf mehr als 150 Milliarden Euro Schulden und steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Turbulenzen in Argentinien greifen zunehmend auf Brasilien über, das zudem unter einer hausgemachten Energiekrise litt. Dennoch gilt Brasilien in Deutschland auch zukünftig als wichtigster Wirtschaftspartner in Lateinamerika.
Die deutschen Exporte in das fünftgrößte Land der Erde beliefen sich 2000 laut Bundesregierung auf 5,03 Milliarden Euro, die Importe aus dem Amazonasstaat auf 3,88 Milliarden Euro. Die deutschen Direktinvestitionen betragen etwa 17,31 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland der drittgrößte Auslandsinvestor in Brasilien. (wga)