Stichwort: Israels Spitzenkandidaten
28. März 2006KADIMA: EHUD OLMERT
Der amtierende Ministerpräsident hat von Regierungschef Ariel Scharon nicht nur dessen Posten übernommen, sondern auch die Führung der erst im November gegründeten Partei Kadima ("Vorwärts"). Scharon wollte sich damit von seinen Kritikern auf der Rechten lösen und ein Mandat für eine israelische Lösung des Nahost-Konflikts verschaffen. Herausgekommen ist eine Gruppierung, die erstmals in der Geschichte des Landes eine breite Mitte besetzt und ungewöhnlich klare Chancen auf einen Wahlsieg hat.
Olmert gilt als enger Vertrauter des seit Januar im Koma liegenden Scharon und Mit-Initiator des Plans, Israel durch einseitige Schritte von den Palästinensern abzutrennen. Olmert hat angekündigt, die endgültigen Grenzen des Landes bis 2010 festzulegen - mit oder ohne die Palästinenser.
Anders als Scharon hat der 60-Jährige keine militärische Karriere gemacht, sondern sein Leben in der Politik verbracht. Schon im Alter von 28 Jahren zog er das erste Mal ins Parlament ein und gehörte seit den neunziger Jahren zum rechten Likud. 1993 löste Olmert den populären Teddy Kollek als Bürgermeister von Jerusalem ab. Olmerts Frau Alisa ist in Israel für eine strikt linke Einstellung bekannt. Das Ehepaar hat vier Kinder.
In Umfragen kommt die Kadima derzeit auf 34 Abgeordnete im 120-köpfigen Parlament.
ARBEITSPARTEI: AMIR PEREZ
Der Gewerkschaftsführer hat im November in einem Überraschungssieg den Friedensnobelpreisträger Schimon Peres an der Spitze der Arbeitspartei abgelöst. Der 82-jährige Peres hat sich inzwischen der Kadima angeschlossen und kandidiert für sie.
Perez stammt aus Marokko und will die Arbeitspartei wieder zu ihren sozialistischen Wurzeln führen. Als Chef der Gewerkschaft Histadrut hat sich der 54-Jährige seit 1995 leidenschaftliche Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Regierungen geliefert und mehrere Generalstreiks angeführt.
Perez wirft der Regierung vor, mit ihren Einsparungen und Reformen vor allem die Armen im Land zu treffen. Nach seiner Wahl an die Parteispitze zog Perez die Arbeitspartei aus der damaligen Koalition mit Scharon zurück und brachte damit den Stein ins Rollen, der zu Neuwahlen und der Gründung der Kadima führte.
Die Arbeitspartei kam in den Umfragen vor der Wahl auf 17 bis 21 Sitze. Bislang hatte sie 19 Mandate inne.
LIKUD: BENJAMIN NETANJAHU
Nach dem Austritt Scharons hat Netanjahu die Führung des rechten Likud übernommen, der allerdings einen heftigen Aderlass an die Kadima hinnehmen musste. Der 56-jährige Politiker war lange Zeit der heftigste Konkurrent Scharons und führte die Gegner des einseitigen Rückzugs aus dem Gazastreifen an. Der Likud-Chef vertritt eine harte Linie gegenüber den Palästinensern und wirft Scharon vor, mit dem Gaza-Abzug palästinensische Terroristen belohnt und ermutigt zu haben.
Netanjahu war von 1996 bis 1999 Ministerpräsident und diente zuletzt unter Scharon als Finanzminister. Mit Steuersenkungen und Einsparungen im sozialen Bereich führte er in dieser Funktion die israelische Wirtschaft aus einer Rezession heraus.
Der Likud-Chef hat in Israel den Spitznamen 'Bibi' und fiel international erstmals auf, als er sich während eines irakischen Raketenangriffs auf Israel während des Golfkriegs 1991 in einer Fernsehsendung eine Gasmaske überzog.
Der Likud liegt in den Umfragen bei 13 bis 14 Sitzen. Unter der Führung Scharons hat er vor drei Jahren 38 Sitze erobert. (je)