Zwischen Russland und dem Westen
7. August 2009Georgien liegt am Schwarzen Meer, südlich des "Großen Kaukasus". Im Norden grenzt es an Russland und im Süden und Osten hat es Grenzen mit der Türkei, Armenien und Aserbeidschan. Georgien ist eine Präsidialdemokratie, an deren Spitze gegenwärtig Michail Saakaschwili steht.
Seine Blütezeit erlebte Georgien zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert, als es aus dem Byzantinischen Reich ausschied und selbständig wurde. Diese Periode als kaukasische Regionalmacht wird in Georgien als das "Goldene Zeitalter" bezeichnet. Die jetzige Republik Georgien hat ihre Unabhängigkeit mit dem Zerfall der Sowjetunion erlangt, zu der es vorher als "Georgische" oder "Grusinische" Sowjetrepublik gehört hatte.
In Georgien, das ungefähr so groß wie das Bundesland Bayern ist, leben rund 4,5 Millionen Menschen, 1,2 Millionen allein in der Hauptstadt Tiflis. Das Land am Kaukasus ist ein multiethnischer Staat mit insgesamt 26 Volksgruppen, unter ihnen Aserbeidschaner, Armenier und Russen. Rund 84 Prozent sind Georgier, Abchasen machen 2,6 und Osseten rund 1 Prozent der Bevölkerung aus.
Im Südkaukasuskrieg scheiterte Georgien damit, die abtrünnige Region Südossetien zurückzuerobern. Der Fünf-Tage-Krieg begann in der Nacht zum 8. August 2008 mit dem Angriff Georgiens auf die südossetische Hauptstadt Zchinwali. Daraufhin entsandte Moskau Truppen, die den georgischen Streitkräften deutlich überlegen waren. Kurz nach dem Krieg erkannte Russland neben Südossetien auch die abtrünnige georgische Region Abchasien als unabhängigen Staat an. Auch ein Jahr nach dem Krieg sind auf den beiden Gebieten noch russische Soldaten stationiert. Der georgische Präsident Michail Saakaschwili hofft dennoch, dass beide Regionen mit Unterstützung des Westens wieder mit Georgien vereinigt werden können.
Für die georgische Wirtschaft ist der Tourismus im Kaukasus und am Schwarzen Meer eine wichtige Stütze. Außerdem bauen die Georgier Zitrusfrüchte, Wein und Tee an und fördern Steinkohle, Kupfer und Mangan.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion brach die georgische Wirtschaft weitgehend ein. Das Produktionsvolumen in Industrie und Landwirtschaft sank um mehr als die Hälfte, die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt Tiflis erreichte zeitweise 40 Prozent. Seit einigen Jahren erholt sich die Wirtschaft wieder, nicht zuletzt durch Hilfe der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. Durch den Ausbau seiner Schwarzmeerhäfen will Georgien seinem Handel neue Impulse verleihen.
Der Bau von zwei Ölpipelines über georgisches Gebiet soll der Wirtschaft zu weiterem Aufschwung verhelfen. Tiflis hofft, dadurch unabhängiger von russischen Öllieferungen zu werden. Außerdem könnte das Land so zu einem strategisch wichtigen Partner von EU und USA in der Region werden. Eine engere Anbindung an den Westen, die Mitglieschaft in der NATO sowie größtmögliche wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit von Russland sind Ziele der aktuellen georgischen Politik.
Autor: Dirk Kaufmann
Redaktion: Hartmut Lüning