"Freundschaft ohne Endtermin"
30. August 2015Zum Auftakt seines eintägigen Besuchs betonte Frank-Walter Steinmeier, er reise in einer "schwierigen Phase" nach Afghanistan. In den vergangenen Wochen waren bei zahlreichen Anschlägen viele Menschen getötet worden. Mitte des Monats wurde eine deutsche Entwicklungshelferin entführt. Deshalb gelten strengste Sicherheitsvorkehrungen.
"Chance darf nicht vertan werden"
In der Hauptstadt warb der SPD-Politiker nochmals für eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen mit den radikal-islamischen Taliban-Milizen. "Die einzigartige Chance der begonnenen Friedensgespräche darf nicht vertan werden", erklärte Steinmeier im Gespräch mit Präsident Ashraf Ghani. Der Minister ermahnte zugleich Afghanistan und Pakistan, aufeinander zuzugehen.
"In der Verständigung beider Länder auf eine gemeinsame Strategie gegen Terror und Gewalt liegt der Schlüssel für Stabilität und Entwicklung in der Region." Ohne den Aussöhnungsprozess innerhalb Afghanistans und eine Annäherung an das Nachbarland Pakistan werde es weder eine Verbesserung der Sicherheitslage noch einen beschleunigten Wiederaufbau geben, erklärte der Minister. Beides müsse aber fortgesetzt werden, "damit die Menschen in Afghanistan nach vielen Jahren des Leidens ihre Perspektive auf ein besseres Leben erhalten".
Gespräche ausgesetzt
Im Juli hatte es ein erstes offizielles Treffen zwischen der afghanischer Regierung und Taliban-Gesandten in der pakistanischen Stadt Murree gegeben. Nach den ersten Anschlägen setzte Ghani die Gespräche jedoch aus.
Es wird vermutet, dass die Attentate im Zusammenhang mit einem Machtkampf innerhalb der Taliban nach dem Tod des langjährigen Milizenführers Mullah Omar stehen. Der neue Taliban-Chef Akhar Mohammed Mansur kündigte zuletzt eine Fortsetzung des Dschihad an.
Deutschland bleibt stets solidarisch
Steinmeier versicherte Afghanistan die weitere Unterstützung, auch nach dem Abzug der letzten deutschen Kampftruppen vor neun Monaten. "Die Menschen in Afghanistan können weiter auf die Solidarität Deutschlands zählen. "Afghanistan und Deuschland bleiben gute Freunde. Das ist eine Freundschaft ohne Endtermin", betonte der Minister. Seit dem Sturz der Taliban 2001 hat Berlin mit mehr als vier Milliarden Euro geholfen und ist damit einer der wichtigsten Geldgeber.
Die Bundeswehr ist noch mit etwa 800 Soldaten vor Ort. Diese beteiligen sich an der Nachfolgemission zur Beratung und Ausbildung örtlicher Sicherheitskräfte. Deutschland und Afghanistan feiern in diesem Jahr auch 100 Jahre diplomatische Kontakte.
se/fab (dpa, afp)