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Steinmeier regt Corona-Totengedenken an

5. September 2020

Viele Corona-Patienten seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Trauer der Hinterbliebenen dürfe nicht vergessen werden.

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Coronavirus I Frank-Walter Steinmeier
"Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod": Frank-Walter Steinmeier (Archivbild)Bild: Reuters/H. Hanschke

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Corona-Gedenkzeremonie in Deutschland angeregt. "Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod", sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien meist ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben. "Und auch die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Das ist eine Seelenqual, davon haben mir viele Angehörige berichtet."

Zwar gebe es in Deutschland niedrigere Todeszahlen als anderswo. "Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen." Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte bislang mehr als 9300 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Deutschland. Rund 249.000 Menschen haben sich demnach infiziert.

"Ich verstehe, dass die Sorgen zunehmen"

Mit Blick auf die Hinterbliebenen sagte Steinmeier: "Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen - und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können." Wann dafür der richtige Zeitpunkt und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen sei, "darüber muss man sprechen, und das tue ich mit den Repräsentanten der anderen Verfassungsorgane".

Steinmeier äußerte in dem Interview zugleich Verständnis für wachsende Kritik an den Beschränkungen infolge des Virus. "Die Belastungen der Menschen sind real, und ich verstehe, dass die Sorgen zunehmen", so der Bundespräsident. Wichtig seien "Diskussionen über die Maßnahmen, die für uns alle belastend sind, über deren Sinn wir offen reden und die wir mit immer besserem Wissen auch immer präziser fassen müssen".

Coronavirus I Frank-Walter Steinmeier
Der Bundespräsident (rechts) in einem provisorischen Corona-Behandlungszentrum in Berlin (Archivbild)Bild: Getty Images/C. Bilal-Pool

Der Rückgang der Neuinfektionen und die dadurch möglichen Lockerungen seien allerdings "überzeugende Argumente, auf dem Weg der Vorsicht zu bleiben". Mit einem weiteren Corona-Lockdown rechnet Steinmeier indes nicht. "Alle wissen, dass ein zweiter Lockdown extrem schädlich für die Wirtschaft wäre", sagte er. Zudem könne man nicht mit derselben Akzeptanz für erneute Kontaktsperren rechnen wie noch vor vier, fünf Monaten. "Deshalb ist die gesamte Politik in Bund und Ländern darauf ausgerichtet, dieses Szenario zu vermeiden."

"Das Virus wird uns die Zukunft nicht nehmen"

Steinmeier zeigte sich optimistisch, dass das Virus besiegt werden kann. Meldungen über die Forschung an Impfstoffen seien "durchaus ermutigend.", sagte das Staatsoberhaupt. "Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist." Die Bevölkerung dürfe mit ihrer Disziplin nicht nachlassen. "Wir haben den Corona-Ausnahmezustand gemeistert, jetzt werden wir nicht an der Corona-Normalität scheitern", sagte der Bundespräsident, der in dem Interview auch eine zweite Amtszeit nach 2022 nicht ausschloss. "Das Virus wird uns die Zukunft nicht nehmen. Es wird eine Zeit nach Corona geben, und auf die müssen wir jetzt unseren Blick richten."

jj/kle (dpa, afp)