Steinbrück holt früheren "Bild"-Mann
10. Juni 2013Wie in SPD-Kreisen in Berlin bestätigt wurde, entließ Steinbrück seinen Sprecher Michael Donnermeyer, der für einige Pannen der nicht recht zündenden Kampagne des Kanzlerkandidaten verantwortlich gemacht wird. So hatte Donnermeyer zum Jahreswechsel eine Interviewpassage autorisiert, in der Steinbrück sagte, ein Bundeskanzler verdiene - gemessen an seiner zu erbringenden Leistung - zu wenig. Nach der Debatte um seine Nebeneinkünfte in Millionenhöhe musste sich Steinbrück daraufhin des Eindrucks erwehren, er fordere mehr Geld für das Amt, das er selbst anstrebe.
Mit Kleine (Artikelbild) holt sich Steinbrück jetzt einen Medienprofi an Bord, der früher Leiter des Hauptstadtbüros der "Bild"-Zeitung in Berlin war. In der SPD hieß es, die Neubesetzung des Sprecher-Postens, einer Schlüsselposition, sei ein Signal, dass der Kanzlerkandidat nach der Komplettierung seines Schattenkabinetts auf Angriff schalte. "Mit Donnermeyer hat es nicht funktioniert", hieß es aus Parteikreisen. Zuletzt leitete Kleine die politische Kommunikation des Immobilienkonzerns Deutsche Annington - was nicht ohne Brisanz ist. Schließlich fordert die SPD eine Preisbremse bei Neuvermietungen - die die Immobilienbranche strikt ablehnt.
Gleichzeitig komplettierte Steinbrück mit der Bekanntgabe der letzten drei Mitglieder sein zwölfköpfiges sogenanntes Kompetenzteam. Die frühere saarländische Ministerin Christiane Krajewski übernimmt den Bereich Wirtschaft. Die SPD-Politikerin war unter dem später zur Linken gewechselten Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine in Saarbrücken Gesundheitsministerin und dann bis 1999 Wirtschafts- und Finanzministerin. Zudem war Krajewski von 2000 bis 2001 Finanzsenatorin in Berlin. Für den Bereich Entwicklungshilfe holte Steinbrück die Präsidentin der Hilfsorganisation "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, in seine Mannschaft. Der Kulturmanager Oliver Scheytt aus Essen ist für die Themen Kunst und Kultur zuständig.
Nach einer am Sonntag veröffentlichten Meinungsumfrage des Forschungsinstituts Emnid würde die SPD nur 23 Prozent der Stimmen erhalten, wenn jetzt Bundestagswahl wäre. Die Unionsparteien mit Bundeskanzlerin Angela Merkel liegen danach mit 41 Prozent unangefochten vorn. Die Grünen kommen auf 13 Prozent, die Linke auf sieben Prozent. Merkels Koalitionspartner FDP würde nach der Emnid-Prognose mit nur vier Prozent der Stimmen nicht wieder in den Bundestag einziehen.
wl/uh (dpa,rtr)