Stars & Stripes über Havanna
14. August 2015Nach mehr als einem halben Jahrhundert haben die USA wieder die eigene Flagge an der Botschaft im sozialistischen Karibikstaat Kuba gehisst. Die feierliche Zeremonie im Außenhof der US-Botschaft in der Hauptstadt Havanna verfolgten Hunderte geladene Gäste und Schaulustige.
Eingeholt und wieder gehisst
Gehisst wurde die Flagge übrigens von genau den drei US-Marine-Infanteristen, von denen das US-Banner vor 54 Jahren in der kubanischen Hauptstadt eingeholt wurde (Artikelbild). Jim Tracy, Mike East und Larry Morris hatten am 4. Januar 1961 die US-Nationalflagge vom Fahnenmast der Botschaft der Vereinigten Staaten geholt und zusammengefaltet. Die Flagge komme nun dahin zurück, wo sie sein sollte, sagte Morris.
Kurz zuvor war US-Außenminister Kerry in Havanna gelandet. Seine Visite dauert nur einen Tag, ein Treffen mit Kubas Staatschef Raúl Castro ist nicht geplant, stattdessen wird Kerry "privat", wie es heißt, mit Dissidenten sprechen. Offiziell haben die Interessenvertretungen im jeweils anderen Land auch schon den Status von Botschaften erhalten.
Ein historischer Besuch
Dennoch: Kerrys Besuch ist ein historischer. Denn er macht deutlich, was 2013 mit einem ersten Zusammentreffen von US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro bei der Trauerfeier für Südafrikas ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela begann. Castro bot den USA einen Dialog an, unter der Bedingung, dass diese im Gegenzug das politische System und die Unabhängigkeit Kubas respektieren - der Beginn vom Ende der Eiszeit zwischen den beiden verfeindeten Staaten, die ihre diplomatischen Beziehungen 1961 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen West und Ost abgebrochen hatten.
Im Dezember 2014 kündigten Obama und Castro nach einem Telefonat offizielle Gespräche über die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen an. Beim Amerika-Gipfel in Panama kommen Castro und Obama im April zur ersten Unterredung von Staatschefs beider Länder seit 1956 zusammen. Ende Mai strichen die USA Kuba von ihrer Terrorliste und machten damit den Weg frei für die formale Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen.
Kerry wirbt für "echte" Demokratie
Noch aber ist längst nicht alles klar, zwischen den ehemaligen Erzfeinden. Es werde in der Phase der Annäherung auch "Reibungen" geben, hatte Kerry noch kurz vor seiner Landung in Havanna gesagt. Und auch bei der Zeremonie selbst, macht der US-Außenminister deutlich, was Washington von Havanna erwartet. So mahnte er Kuba wegen Menschenrechtsverstößen. Washington werde die kubanische Regierung weiterhin dazu drängen, ihre Verpflichtungen aus internationalen Verträgen einzuhalten, so Kerry. Es gebe in den neuen Beziehungen nichts zu fürchten, allerdings sei es an Kuba, die eigene Zukunft zu formen, sagte Kerry und machte deutlich, dass dem Land aus Sicht der USA am besten mit einer echten Demokratie geholfen sei.
Mit elf Millionen Einwohnern ist Kuba für die USA ein attraktiver Markt direkt vor der Haustüre. Voraussetzung ist allerdings die Aufhebung der 1962 verhängten Wirtschaftssanktionen.
Wortmeldung von Fidel Castro
Und auch aus Kuba war zuvor ein wenig Störfeuer zu hören. So hatte sich kurz vor der Eröffnung der US-Botschaft in Havanna Kubas Ex-Machthaber Fidel Castro in einem Zeitungsbeitrag zu Wort gemeldet. Dabei brachte er wieder die Zahlung von Entschädigungen an den Karibikstaat ins Gespräch. Diese stünden seinem Land wegen Schäden durch das US-Handelsembargo in Millionenhöhe zu, schrieb Castro am Donnerstag in einem Gastbeitrag für die Parteizeitung "Granma". An seinem 89. Geburtstag erinnerte der langjährige Revolutionsführer auch an die "Träume" und Ideale der sozialistischen Revolution in Kuba.
cw/qu (dpa, afp, ape, rtr)