Regisseure fordern Neuausrichtung der Berlinale
24. November 2017In der Kritik steht Berlinale-Chef Dieter Kosslick schon lange. Er bestimmt seit vielen Jahren maßgeblich den Kurs der renommierten Filmfestspiele in Berlin. Sein Vertrag endet 2019, aktuell läuft bereits - inoffiziell - die Suche nach einem passenden Nachfolger, der das internationale Filmfestival für die Zukunft ausrichtet.
79 bekannte deutsche Regisseure und Regisseurinnen fordern jetzt eine konsequente künstlerische Neuausrichtung der Berlinale. Es gelte, das Festival programmatisch zu erneuern und zu entschlacken, schreiben die Filmemacher in einer Erklärung, die "Spiegel-Online" veröffentlicht hat. Zu den prominenten Unterzeichnern, von denen viele ihre Filme auf der Berlinale gezeigt haben, gehören unter anderem Maren Ade, Fatih Akin, Dominik Graf und Volker Schlöndorff.
Anlass für die Erklärung ist die Besetzung der Findungskommission für den Chefposten der Berlinale. Für die Wahl der nächsten Festivalleitung ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verantwortlich. Die Regisseure schlagen vor, eine internationale, zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzte Kommission einzusetzen, die auch über eine grundlegende Ausrichtung der Filmfestspiele nachdenken soll.
"Begnadeter PR-Mann"
Dieter Kosslick, am 30. Mai 1948 Pforzheim geboren, begann seine publizistische Laufbahn 1982 bei der linken Zeitschrift "Konkret". Seit 1. Mai 2001 ist er offiziell "Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin" und hat die Berlinale auch inhaltlich stark geprägt. Vorher war der "begnadete PR-Mann", so die Zeitung "Die Welt" 2001, Chef der Filmstiftung NRW in Düsseldorf. Unter seiner Berlinale-Ägide entstanden die "Perspektive Deutsches Kino", die Einführung des Nachwuchsforums "Talent Campus" und andere inhaltliche Schwerpunktreihen.
Durch die Forderungen der Regisseure gerät Kosslick bereits für die kommende Berlinale 2018 stark unter Druck. "Ziel muss es sein, eine herausragende kuratorische Persönlichkeit zu finden, die für das Kino brennt, weltweit bestens besetzt und in der Lage ist, das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen", so die Filmemacher in ihrem ambitionierten Forderungsschreiben. Zu den Unterzeichnern gehören auch Andreas Dresen, Caroline Link, Simon Verhoeven und Rosa von Praunheim.
hm/pg (KNA/afp/dpa)