Star-Architekt Meinhard von Gerkan zum 80.
Zwei Flughäfen markieren Eckpunkte seiner Arbeit: Berlin Tegel und BER. Der eine genießt Kultstatus, der andere gilt als "Alptraum". Der weltweit gefragte Architekt von Gerkan feierte am 3. Januar seinen 80. Geburtstag.
Architekt aus Leidenschaft
Spricht man über Meinhard von Gerkan, muss man auch über Volkwin Marg sprechen: Mit ihm gründete er in den 1960er Jahren in Hamburg ein aufstrebendes Architektenbüro. Bereits mit den ersten gemeinsamen Entwürfen gewannen sie acht Architekturwettbewerbe. Darunter das erste Großprojekt der beiden: der "Flughafen der kurzen Wege" in Berlin-Tegel. Heutzutage genießt er Kultstatus.
"Liebenswerter, besser und schöner"
Meinhard von Gerkan bevorzugt die Materialien Stahl und Glas - bezieht allerdings gern das historische Umfeld in seine Entwürfe mit ein. In einem DW-Gespräch beschrieb er eine seiner Lebensweisheiten: "Ich habe meinen Studenten immer vermittelt, vom Einfachen das Beste zu suchen." Bei der Hamburger Einkaufspassage Hanse-Viertel hat er seine architektonische Philosophie in Backstein umgesetzt.
Schwere Startbedingungen
Dass Meinhard von Gerkan einmal ein weltberühmter Architekt werden würde, hätte er sich als Kind wahrscheinlich nicht vorstellen können. Geboren wurde er am 3. Januar 1935 im lettischen Riga. Sein Vater fällt als Soldat im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter stirbt kurz nach der Flucht aus Posen. Meinhard wächst in Westdeutschland in Pflegefamilien auf. Abitur macht er erst spät an einer Abendschule.
Erste Erfolge im Ausland
Den Grundstein seines Erfolges legt von Gerkan mit dem Bau des Flughafen Tegel. Weitere Airport-Projekte folgen in Hamburg oder - wie gerade gesehen - in Stuttgart. Kein Wunder, dass auch ausländische Investoren auf das Architektenbüro "Gerkan, Marg und Partner" (gmp) aufmerksam werden. 1991 bekommen die Hamburger den Auftrag für das neue Sheraton-Hotel in Ankara.
Mit der Heimat verwurzelt
Obwohl sie schnell vom Erfolg verwöhnt wurden, vergessen Meinhard von Gerkan und seine Büro-Kollegen nie, wie wichtig es ist, in der Heimat Deutschland mit zeitgenössischer Architektur präsent zu sein. Bauten wie das Elbchaussee-Atelier und das Zürich-Haus in Hamburg oder 1994 die Lübecker Musik- und Kongresshalle setzen da Zeichen. Zwei Jahre später bauen "gmp" die Neue Messehalle in Leipzig.
Internationaler Durchbruch
Mit dem Bau der Deutschen Schule in Peking setzten sich "Gerkan, Marg und Partner" auch international durch. Das damals größte Bauprojekt der Bunderegierung im Ausland wird am 4. 12. 2000 eingeweiht - nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit. Daraufhin verlegen von Gerkan und Marg ihren Schwerpunkt nach Asien. Bei Shanghai entsteht eine von "gmp" konzipierte Stadt für über eine Million Menschen.
Wettbewerbe sind Pflicht…
Nicht jeder gewonnene Wettbewerb - 325 sind es mittlerweile - bedeutet auch die Umsetzung eines Projekts. Der Entwurf für den Wettbewerb Olympia 2000 Berlin beschert von Gerkan nur den zweiten Platz. Dennoch zeichnet das Büro später für den Umbau des Berliner Olympiastadions zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 verantwortlich. Denkmalschutz wurde hier mit moderner Architektur verbunden.
Die Kür: 3 WM-Stadien gleichzeitig
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien werden Meinhard von Gerkan und sein Büro mit dem Bau von gleich drei Stadien beauftragt. Unter den widrigsten Umständen finden die Bauarbeiten in Arena da Amazônia in Manaus statt. Großer Zeitdruck und der Wunsch nach Perfektion schließen sich bei dem Stararchitekten nicht aus, erschweren aber die Umsetzung seiner Pläne enorm.
Der Berliner Hauptbahnhof
Neben Flughäfen, Stadien und Hallen sind auch die Bauvorhaben von Großbahnhöfen medienwirksame Projekte für den Architekten. Beim Berliner Hauptbahnhof lief eigentlich alles glatt, wäre da nicht Bahnchef Hartmut Mehdorn, der das Gleisüberdach verkürzen ließ. Von Gerkan boykottierte die Eröffnungsfeier und prozessierte gegen die Verkürzung. Es kommt zu einem Vergleich, aber das kurze Dach bleibt.
Alptraum BER
Auch beim Bau des neuen Berliner Flughafens Berlin-Brandenburg BER ist von Gerkan dabei. Die für Juni 2012 geplante Eröffnung wird kurzfristig abgesagt. Der Verdacht auf Planungsfehler wird publik, Mehrkosten in Milliardenhöhe entstehen. Die Betreiber des Flughafens trennen sich von den Planern. Von Gerkan rechnet enttäuscht in einem Buch ab. Die nächsten Renommierprojekte warten schon auf ihn...